Team Bittel
 

09.08.2003 Kulmbach Triathlon  

Autor:  ErwinBittel   E-Mail: erwin@teambittel.de
Letzte Änderung: 12.08.2003 16:16:44

Frank im Wasser, Roland auf dem Rad, Erwin der Läufer. - Erfolgreiche Trilogie, ...äh Triath-logie.
Hallo Freunde des Sommers!

Was kann man bei dieser Hitze anderes tun als Schwimmen gehen? Radfahren vielleicht noch? Aber Laufen? - Na ich weiß nicht...

1.) Frank, der in den brodelnden Karpfenteich hechtete:

Die fränkische Schweiz ist eine beeindruckende Gegend. Dank dem super Wetter machen sich bei mir Urlaubsgefühle breit. Ich bin der erste in der Staffel, der Schwimmer und stehe vor dem Badesee in Trebgast: beim ersten Blick auf den See sehen zwei Runden (2.200 m) schon wirklich weit aus. Ich sehe mir die Wechselzone Schwimmen/Radfahren mit Roland an. Da stehen schon "Mörder"-Rennräder! Gleich das erste Staffelrad, das ich entdecke ist ein solches Mörderteil und schindet eine ganze Menge Eindruck bei mir: das Rennrad der Post-Staffel mit "Lothar-Leder"-Aufkleber. Wow!

Bevor die ganze Sache losgeht treffe ich zufällig Mattse Matthias Heim, ein ehemaliger Schwimmkollege und Kumpel aus dem selben Vorort. Was für eine Überraschung! Smalltalk vor dem Start. Der aufgebaute Startplatz am See sieht schon verdammt professionell aus.

Jetzt starten die Einzel-Teilnehmer, zuerst die Frauen. Oh Gott! Schock lass nach: hey, die müssen nach ca. 1000 m über Land auf der kleinen Insel rennen! Na, das kann ja heiter werden!

Gänsehautfeeling, als sich die Herren der Schöpfung in die Fluten stürzen und aus dem See einen Whirlpool machen. Danach wandelt sich schlagartig das Null-Bock und So-schön-warm-hier-draußen-Feeling in einen Jetzt-will-ich-auch-mitmachen-Drang. Es hat mich gepackt!

Endlich mein Start, mit chaotischen Folgen: Ich weiß nicht wieviele Schwimmer aufeinandertreffen, aber es müssen Hunderte sein. Egal wo ich schwimme, es gibt immer einen vor, hinter, neben oder über mir (ok ich gestehe: Ich habe auch ein paar versenkt). Für einen Bahnschwimmer wie mich einfach widerlich! - Bis zur ersten Landüberquerung gibt es nur Gerangel. Orientierung gleich null. Hallenbadplantscher! Die machen ganz schön Wellengang.Und dazu gibt s ungleichmäßige Wassertemperatur, brühwarme und eiskalte Stellen, die sich teilweise im Meterabstand abgewechseln. Hey, wie im Wechselbad fühle ich mich.

So ist denn auch mein Schwimmstil, die Wasserlage, mein Wassergefühl und meine Schwimmgeschwindigkeit der ersten Runde bescheiden. Feeling wie ein Schwimmanfänger! Dafür sind meine Arme so schwer, dass ich meine, ich stelle einen neue Jahresbestzeit in 1500m Kraul auf. Dann der gefürchtete erste Landgang: Ungewohntes Feeling für einen Schwimmer auf Landgang zu gehen. Es läuft aber sehr gut. Schnell aus dem Wasser raus, 100m Joggingtempo (irgendwo dazwischen höre ich Klaus: "13 Minuten") und dann mit einem besonders flachen Sprung wieder zurück ins Wasser. Und jetzt tut es richtig weh: meine Bauchmuskulatur verkrampft. Zum Glück hatte ich morgens nur zwei Brötchen gegessen, denn sonst hätte ich sie vielleicht wieder gesehen. Die 200-300m nach dem Landgang sind eine echte Qual und ich muss ziemlich Tempo rausnehmen. Danach geht es wieder besser. Kurz danach kommt der Wendepunkt. Zum Glück verlassen jetzt alle Einzelstarter das Wasser und es wird auf der zweiten Runde leerer im Wasser. Irgendeine Qualle von Schwimmer muss unbedingt noch vor dem Wendepunkt ein paar Meter sprinten und schwimmt voll in mich hinein. Treffer, Versenkt! Als er dann wieder neben mir auftaucht schwimme ich locker an ihm vorbei. Dann endlich Ruhe. Endlich bin ich im Rhythmus. Ab jetzt läuft es super: Kaum noch Schwimmer um mich rum, nur hier und da. Ich kann die Kraft die ich ins Wasser bringe auch in eine Vorwärtsbewegung umsetzen. Ich werde mit jedem Meter schneller und der Spaß am Schwimmen kommt zurück. Die Boje am Ende des Sees passiert und gleich auch noch ein paar Staffel-Schwimmer die jetzt nicht mehr mit meinem Tempo mitgehen können. Gutes Gefühl! Jetzt habe ich endlich mein Wettkampffeeling und auch die 2. Landüberquerung kann mich nicht stoppen. Mit genug Adrenalin geht es dann in Richtung Ziel und jetzt kann ich dank der guten Wasserlage auch die Zuschauer und meine Freundin Tamara am Seerand sehen. Ich erhöhe mein Tempo weiter, bis ca. 20m vor dem Ziel, dann lasse ich es sachte auslaufen. Ich habe ziemlichen Respekt davor aus dem Wasser zu kommen und die 200m zu Roland in die Wechselzone zu laufen.

Ziel!!! Und ab aus dem Wasser und laufen, laufen, 300m. Erst eine gemeine 180°-Kurve weiter steht dann die Meute der Staffelteilnehmer und auch Roland ist schnell gefunden. Oh, war das hart! Chip-Übergabe und schon ist er weg. Direkt daneben steht Erwin, den ich vur von Rolands Erzählungen kenne. Jetzt kennen wir uns endlich auch.

So und jetzt nur noch schnell die kühlen Füße auf dem kochend heißen Asphalt verbrennen und dann mit Erwin zusammen zurück in Richtung Badesee und ab auf die Liegewiese. Zur Ruhe gekommen im Schatten denke ich an meinen kleine Traum, mal eine Halbdistanz selbst mizumachen und morgen will ich mich für den Kurztriathlon in Viernheim anmelden. Bis dahin werde ich auf jeden Fall meine Schwimmerfahrung im See (Orientierung) verbessern, daran muss ich noch arbeiten.

********* Frank



2.) Und jetzt ich, Roland, der rasende Radler:


Samstagmorgen: Meine Akklimatisierung ins Fränkische wurde Freitagabend in Forchheim mit einigen Weizenradlern professionell durchgezogen. Wir, die Rennschnecken Frank und ich, begleitet von unseren Schneckenliebhabern Tamara und Ursula sowie unserem fränkischen Gastgeber Klaus, brechen rechtzeitig nach Kulmbach auf. Gleich zu Beginn ein Stück mir gut bekannte B470, wo ich, letztes Jahr den Marathon "Fränkische Schweiz" mitgelaufen bin und Erwin Bittel kennen gelernt habe!

Wir holen unsere Startunterlagen auf dem Brauereigelände der Mönchshof-Brauerei ab, wo später Start und Ziel des Halbmarathons sein wird. Ich wüsste zwar gerne, wo ich hier nach dem Radfahren an Erwin übergeben werde, aber kein Helfer weiß das. Also „schaun mer mal...“

Auf dem Weg zum Badesee in Trebgast, wo die Staffel mit dem Schwimmen starten wird, suchen wir mit dem Auto den empfohlenen Punkt bei Willmersreuth, wo man mich auf der Radstrecke (90 km) anfeuern kann. Und wir finden ihn auch. Hier werde ich bei km 36 und km 76 vorbeikommen. 1:06 h rechne ich für die erste Radrunde. Bei meiner 2. Runde sollten alle aber lieber schon in Kulmbach warten. Zumindest Erwin. Also jetzt weiter nach Trebgast. Radabgabe und „Henkersmahlzeit“: Etwas kalte Pizza, Bananen, Riegel. Ein fachkundiger aber hektischer Sprecher dauerberieselt uns. Ich kann kaum noch essen. Mein "Tunnel" hat begonnen.

Auch hier große Unklarheit, wie der Wechsel stattfinden soll. 3 Helfer, 4 Auskünfte. Einen nummerierten Platz für das Rad finde ich auch nicht; der Zaun, an dem alle Staffel-Rennräder lehnen, ist proppevoll. Nur ganz ganz vorne finde ich eine Lücke und lehne ehrfürchtig mein Tria-Bike neben das gelbe von Lothar Leder, Deutschlands bestem Triathleten. Mit Tape schließe ich alle Poren meiner Jet-Stream-Flasche, die von einem dichten Wespenschwarm umlagert wird. Sie scheinen Ultra-Buffer, meinen Carbo-Drink, zu mögen.

Gut, alles organisiert. Wir gehen an den See und schauen beim Schwimmstart der Einzelstarter zu. Erst die Damen, dann die Herren. 2 x 1,1 km über den See mit kurzer Landpassage. Als die Herren starten, biegen noch etliche Damen in ihre 2. Runde ein. Für sie wird es sicher ein unvergessliches Erlebnis bleiben, von den besten ihrer männlicher Kollegen niedergewalzt zu werden. Hoffentlich kein allzu traumatisches. Ich jogge und dehne mich ein wenig, kühle mich im See ab - es wird noch warm genug werden. Wünsche Frank, unserem Schwimmer, alles Gute.

Die Staffeln starten als 3. Startgruppe. Wir feuern sie an der Landpassage an. Während noch einige Männer der 2. Startgruppe unterwegs sind, kommt schon der erste Schwimmer der Staffel. Er läuft nicht, er fliegt übers Land. Wie ein Puma, der sich in der Luft in einen Delfin verwandelt hechtet er kopfüber ins flache (!) Wasser und schon ist er weg. Ich bin fasziniert von dieser Dynamik und freue mich aufs nächste Wochenende: dann werde ich an einem Seminar von ihm teilnehmen: Jan Sibbersen, der weltbeste Schwimmer unter den Triathleten! Wir zählen die roten Badekappen, an denen man die Staffelteilnehmer erkennt. Frank liegt gut, auf Platz 20. "Nur 2 Minuten zum Jan!" rufe ich ihm im Spaß zu, die Zuschauer lachen.
Ich begebe mich in die Wechselzone, wo mir Frank den Zeitmess-Transponder übergeben wird. Plötzlich ist Erwin da! Ich freue mich! Eigentlich dachte ich, wir würden uns erst beim 2. Wechsel sehen. Kurze Begrüßung, aber dann kommt schon der 1. Radfahrer, von Jan Sibbersen mit Riesen-Vorsprung auf die Strecke geschickt. Ich reihe mich zu den anderen Staffel-Radfahrern und warte auf Frank. Finde kaum einen Platz, an dem mir die Füße nicht verbrennen. Ich bin barfüßig, die Sonne knallt. Es ist 14 Uhr. Da kommt Frank, sieht erledigt aus. Gut dass ich ganz am Anfang der Wechselzone stehe, ich feuere ihn an zum Endspurt. "Super, Frank!“ Er gibt mir das Armband und nun fliege ich zu meinem Bike. Schiebe es im Laufschritt bis zu Startlinie, Aufsteigen, und dann treten treten treten.

Gut, wenn ich endlich rolle - vorbei die Angst vor dem gefürchteten Reifenplatzer, während das Rad in der Wechselzone in der prallen Sonne stand. Erst als ich richtig "Speed" habe, schlüpfe ich in die Radschuhe, die schon an den Klickpedalen hingen. Ich habe gute Beine, wie die Radfahrer sagen. Genieße, dass der Anfang eher flach ist, zum Einrollen. Als die ersten ernsthaften Steigungen kommen, ist mein Durchschnittstempo über 37 km/h, ohne dass ich überpowert habe. Drei Radfahrer überholen mich, aber lasse sie. Habe selber inzwischen schon ein paar Plätze gutgemacht. Gut, dass man die Staffel-Teilnehmer an der Startnummer erkennt. Einzelstarter überhole ich massenhaft, aber die müssen ja auch noch hinterher den Halbmarathon laufen und können nicht so bolzen wie ich. Die 25 min. Vorsprung, die sie beim Schwimmen vor uns Staffelstartern hatten, sind schon lange aufgeholt. Die Strecke ist bergig und härter als die "alte" Strecke, als in Kulmbach noch über die klassische Distanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42 km Laufen) gestartet wurde. Heute geht es um die Mitteldistanz (2,2 - 90 - 21 km). Auf der Radstrecke werden es auf den 90 km gut 1000 Höhenmeter sein - wie früher auf 180 km verteilt. Gut so! Nur die Abfahrten könnten steiler sein. Die wenigsten sind so steil, dass ich meinen Beinen mal eine Pause gönnen kann. Nur zweimal überschreitet mein Fahrrad-Tacho die 70 km/h, und auch das nur, weil ich mich in optimale Aero-Eiform zusammenkauere.

Ich fresse die erste Runde zum Zuschauer-Punkt in knapp über 1 Stunde weg. Von meinen Leuten ist niemand zu sehen. Später sagen sie mir, dass sie gerade gekommen waren und mich nur noch von hinten gesehen haben! Zzzzisch! Die letzte Steigung ist geschafft und die 1. Runde vorüber. Flacher Übergang in die zweite Runde. Macht auch mal Spaß, in der herrlichen Landschaft. Ich arbeite mich im Staffel-Feld weiter nach vorne und habe plötzlich das Rad von Lothar Leder im Visier.

Halluzinationen?

Es ist so heiß, dass auch die frischen kalten Radflaschen, die wir an den Verpflegungspunkten bekommen, nach wenigen Minuten p...-warm sind. Schweiß wird gar nicht erst vergossen, sondern verdunstet im heißen Fahrtwind sofort nach Austritt aus der Pore. Immer wieder kühle ich meinen Kopf von außen mit Wasser, und jedes mal hält es nur kurz. Das wird schlimm für die Läufer, denke ich. Gut dass Erwin ein ausgewiesener Wüstenfuchs ist! Erst als ich am Rad von Lothar Leder vorbeifahre, sehe ich, dass nicht der Meister persönlich darauf sitzt, sondern im gelben Trikot eine junge Frau!

Allmählich spüre ich die Steigungen in den Oberschenkeln. Gut, dass ich vorher das Höhenprofil studiert habe. Ich kann meine Kräfte einteilen. Nichts ist schlimmer als vor dem Ende einer Steigung platt zu sein. Mein Magen ruft wieder nach Treibstoff und ich ziehe mir das 2. und letzte Power-Gel rein. Noch etwa eine 3/4 Stunde habe ich vor mir und es wird hart. Ich bin froh, als es den letzten Berg bei Willmersreuth hinaufgeht, und plötzlich sehe ich meine Leute, die mich anfeuern! Oben bekomme ich eine offene Radflasche und die Helfer lachen, als ich sie genießerisch komplett über meinen Kopf leere.

Ein Blick auf den Tacho: mein Durchschnitt ist 34,4 km/h - das ist jetzt schon über meinem "Soll"! Jetzt geht’s nur noch runter und flach - Vollgas! Ich überhole einen der 3 Radfahrer, die mich am Anfang überholt haben. 10 Plätze müsste ich inzwischen gutgemacht haben. Es macht vom Tempo her nun riesig Spaß, schnell zu fahren. Mir jedenfalls, nur meinen Muskeln nicht mehr. Ich versuche in den Vordergrund zu holen, dass für mich nach dem Radfahren Schluss ist. Normalerweise laufe ich dann ja noch und versuche die letzen Rad-km so zu fahren, dass der Übergang zum Laufen nicht zu schlimm wird. Aber heute ist das anders. Leider! Ich hätte wirklich gerne als Einzelstarter an der Deutschen Meisterschaft teilgenommen. Aber eine Laufverletzung hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Okay. Dafür jetzt alles geben! Auf den letzten km auf der Schnellstrasse spüre ich mit jedem Tritt die Kräfte schwinden, halte aber das Tempo. Dann endlich in der Brauerei. Der Schnitt ist auf 35,1 km/h gestiegen. - Super! Runter vom Rad und rein in die Halle

Irgendwie muss ich jetzt mein Rad abstellen und zu Erwin laufen. In der Halle ist es dunkel und meine Sonnenbrille ist total dreckig. - Sicht Null. Da höre ich Rufe "Staffel rechts!" und Erwin: „Roland“. Uff! Ich gebe ihm eilig die Startnummer und den Chip: mach s gut!

Ich bin so platt, dass ich mich erst mal kurz hinsetze und durchatme. Nach einer Weile sehe ich, wie Katrin Helmke (Duathlon-, MTB- und Cross-Spezialistin) einfährt und als Staffelläuferin Nicole Leder ins Rennen schickt. Jetzt verstehe ich, warum da Lothar Leders Rad fuhr: Seine Frau Nicole mischt auch mit! Auch sie ist Weltklassetriathletin und läuft den Marathon unter 3:00 h (während des Triathlons!). Bin mal gespannt, ob sie Erwin noch kriegt? Später im Zieleinlauf kommen sie nahezu gemeinsam an.


************* Roland


3.) Und jetzt noch was von mir, Erwin dem Schluss-Runner (21km):


Also beim Badesee war ich cool und neugierig wie das da abgeht in so einem Triathlon. Ich, der Nur-Läufer. Wechselzonen? So was Komisches haben die da. Aber ganz witzig. Mal was Neues. In der Wechselzone stosse ich mit Glück auf Roland, und es scheint zu klappen: wir sind zusammen, denn kurz danach rennt uns der patschnasse Frank entgegen. Hi, Frank, ich bin der Erwin! Zzzisch, ich leihe ihm meine Schlappen, damit er seine kühlnassen Füße vom glutheißen Asphalt bekommt. Schnauf erst mal aus, und dann erzähl!

Schatten! Meine family und ich wir lernen die anderen, die "Fans" kennen. Ursula, Tamara und Klaus. Irgendwie eine coole Truppe. Okay, ich schwimme auch mal eine Runde, denn es ist verdammich warm heute zum Laufen. Aber schon bald gehen die Fans, um Roland während des Radfahrens zu sehen. Ich, der Läufer liege weiter cool im Schatten. Nochmal ins Wasser! Dann auf die Landstrasse nach Kulmbach, dorthin wo der Start ist. Immer noch cool.

Eine grandiose Kulisse ist da im Brauereigelände aufgebaut. Viele Leute stehen schon an den Absperrungen, etliche sitzen im schattigen Biergarten oder probieren Sportsachen in der Messe. Ich spüre das Flair eines großen Tages.

Mist, ich werde da ja mitlaufen! Langsam gehen wir in die Halle wo sich nach und nach die Läufer schwitzend auf die Staffelübergabe vorbereiten. Ich mache Dehnübungen und durchlebe meine ersten Schweißausbruch. Oh, dass wird heiß! Roland sagte, er würde so ab 16.30 h kommen. Aber wie erkenne ich ihn, wenn alle irgendwie gleich angezogen sind?

Startnummern kann ich keine lesen. Gesichter sehe ich unter den Helmen mit dunkler Sonnenbrille keine. Mittlerweile schieben immer mehr Triathleten mehr oder weniger abgekämpft ihr Rad in die Halle, sonnenblind. Aber welcher könnte Roland sein? Na gut, dann rufe ich eben „Roland“, bis einer sich angesprochen fühlt.

Ich bin nicht mehr cool. Nicht mehr ganz jedenfalls. Ich fühle mich irgendwie wie ein kleiner Triathlet, gewillt das was Frank und Roland so toll angefangen haben dementsprechend zu Ende zu bringen. *Schwitz* sagt mein Körper, es ist viel zu heiß. Ich beginne gerade darüber zu philosophieren, wie man die Hitze wegdenken könnte, da läuft Roland herein.

Hey, super, Du bist ja schnell dran! Alright. Schnauf, Schulterklopfen, ich höre seinen echt abgekämpften Atem, Klettband von seinem an mein Handgelenk. Immer in Ruhe, Roland! Die Startnummer noch in der Hand renne ich los, raus aus der Halle. Schwupp hat mich der Strom. Und noch ehe ich mit dem Hitze-Philosophieren zu irgendeinem Ergebnis kommen konnte hat sie mich. Diese Hitze. - Wüste pur. Steine, Staub, Sonne.

Naja, dann lasse ich eben das Denken. Jetzt mein Tempo suchen. Tempo gefunden. *Click* - Hello hell, hello Africa, da sind wir! Ich rausche an vielen und vielen Läufern vorbei. Bei km3 saust ein gelbes Dress an mir vorbei. Huch, genau da hat mich eine Dusche erwischt. Duschen stehen ja viele herum hier. Ich will aber nicht nass werden. Keine Ahnung wer die Frau ist, zieht aber gut, und irgendwie genau mein Schritt. Post steht drauf. Soso, was es nicht alles gibt? Running Postmän äh -womän. Wo will die hin, frage ich mich? Bestimmt nicht zum nächsten Briefkasten. Naja, bleibe ich mal dran, bin ja neugierig.

Schon wieder eine Dusche, trotz meines Abwinkens. Wüstenkatzen lieben doch kein Wasser. Ey, wisst Ihr das nicht? Gelb läuft und läuft. Immer direkt vor mir. Irgendwie verlieren wir uns nicht mehr, km um km. Ich bleibe zum Trinken stehen, sie saust weiter. Wenig später ist sie wieder vor mir. Und so weiter und so weiter. Das Spiel gefällt mir. Nach den ersten km komme ich gut in Fahrt und lasse es laufen. Über Kopfsteinpflaster und um Ecken, über Bordsteine und Schotterwege. Wahrlich kein easy Untergrund. Aber was will man schon in der Wüste erwarten. Man wird ja anspruchslos mit der Zeit. – Mal rauf, mal runter - ha, auf dieser Sanddüne stehen Klatscher. Einer tobt am Mikrofon. Schwapp, zwei Becher Wasser am Bauch. Na, zum Glück war’s kein Cola, denke ich mir. Die 1. Runde ist vorüber. Hey, da steht Roland. Jetzt ohne Verkleidung. Wildes Anfeuern von ihm und seinen Fans. Willst Du eine Dusche, fragt er und rennt kurz nebenher. Schön, dass Du da bist, Roland. Aber bitte nicht schon wieder eine Dusche...

Und wieder ab in den Rhythmus. Ein paar nette Melodien kommen mir in den Sinn, ich bemerke die eifrigen Klatscher, die Kinder, die Heute-nicht-aber-beim-nächsten-Mal-sicher-dabei-Sportler. Schön! Und so drifte ich wieder in die Glut der Wüste.

Meine Schuhe werden schwer vom Sand drin. Nein, vom Wasser natürlich. - Irgendwas hat mich aufgeweckt. Wo bin ich? Ah, Gelb noch da. Gut, alles klar. Na, Körper, da haben wir heute aber ein flottes Tempo drauf, eh? Schon eine ganze Weile. Könnte jetzt auch gut sein. Waren wir nicht erst vor einer Woche bein Wüstenmarathon in Rostock? Also gut, lass uns noch zwanzig überholen, dann kommen unsere Fans wieder, und dann gibt es endlich was anderes zum Trinken als Wasser. Obst? Ey, Obst, das wäre es! Gibt es doch immer bei Triathlons, oder? Ha, der Trick funktioniert. Es tauchen auf Roland, Ursula, Frank, Klaus und Tamara und schwupp bin ich im Ziel.

Zehn Minuten bestaune ich meine dampfenden Schuhe. 2 Liter Leitungswasser laufen meine Kehle hinab. Schaaatten! Dann Dehnen. Dann endlich Obst, Freunde, Dusche, Massage, Plaudern, Plaudern, Plaudern.

Ey, Jungs, das war ein großartiges Erlebnis!

Erwin vom „Team Bittel“
Weiterführender Link zum Thema: Die offizielle Seite zum Mönchshof-Triathlon
 
[team/fuss.htm]