Team Bittel
 

01.05.2005 – 2. Bamberger Halbmarathon  

Autor:  ErwinBittel   E-Mail: erwin@teambittel.de
Letzte Änderung: 04.05.2005 10:55:39

Weltkulturerbe - Bamberg ist eine der schönsten Städte, und das Laufen trotz Hitze eine Freude.
Hallo Berg- und Hitzeläufer,

es war heiß am Sonntag, gell? Aber es war ein schöner Lauf, und gut organisiert, finde ich. Bamberg ist eine wunderschöne Stadt mit vielen mittelalterlichen Gassen, Ecken, Winkeln, Mauern und Häusern. Über allem wachen der Dom und die Altenburg. Na eben Weltkulturerbe. Ihr werdet mir zustimmen: das heute war ein Hitzelauf. Und ein Berglauf.

Start ist nicht am kühleren Morgen, sondern um15.15 Uhr. Na, das kann ja heiter werden. Eh, heißer werden. Ich bemerke gerade, ich habe meinen Pulsmesser samt Uhr zuhause vergessen. Weil ich aus jahrelanger Gewohnheit immer „mit“ laufe... Mal sehen, was das wird bei diesen doch schnell sehr warm gewordenen Tagen.

Die Altstadt ist gesperrt, aber vom Park+Ride Platz gehen bequem alle 10 Minuten große Busse. Unschwer zu finden wohin es zum Start geht, die Busfahrerin hilft außerdem auch weiter. Vom Ausstieg Heinrichsdamm aus ist es nur ein kurzes Stück zum Markusplatz, das man leicht gehen kann. Obwohl es warm ist. Doch ist hier nicht der Start, sondern das Ziel. Ui, mir ist schon warm, aber es ist noch ein km zum Start. Na ja, das nehme ich dann im Schnellen Schritt schon mal als Einlaufen, während der Sprecher Witze erzählt. Na so was haben wir doch selten, oder? Bamberg, hey meine Stadt!

Bald stehe ich im Gewimmel der über 2.000 Läufer: die Bamberger Königsklasse, der HM. Es waren ja seit dem Morgen schon einige Kinder-, Jugend- und kürzere Läufe, insgesamt die zweitgrößte Veranstaltung Bayerns.

Ich suche einen ruhigen Ort, um meine Dehnübungen (ROSA B, siehe www.team-bittel.de/team/rosa_b/index.htm ) machen zu können. Bei diesem Gewimmel von aufgeregten Startern nicht leicht. Aber ganz vorne ist es frei, dort am Gehsteig. In mich gekehrt und in Ruhe mache ich meine Gymnastik und schaue nicht groß herum. „Erwin komm rüber“, he, wer ruft mich denn da? Ups, ich stehe ja direkt vor dem 30 Mann breiten Starter-Pulk, irgendwie ziemlich alleine. Und man winkt mich zu den Elite-Läufern, die vor dem Startband stehen dürfen. Na gut, ich mache was ich machen muss, aber zuerst zu Ende Dehnen. Dann gehe ich rüber. So bewegungsfrei am Start stehen ist sehr angenehm, sage ich Euch. Aber die Aufregung packt jeden. Mich auch. Auf einmal gucke ich in ein bekanntes Gesicht. Mein ehemaliger Vereinskollege Siggi. Mann, ist das lange her. Kurzes Positionsgeplauder: was hast du heute vor, welche Zeit peilst du an? Wir werden am Anfang zusammen laufen, beschließen wir und plaudern durch den erfolgenden Start.
Okay, ich stehe eine Zeit locker rum, doch dann muss ich mich wie alle durch diesen Pferch quälen: nur 2 kleine Tore für Tausende von Schafen. Zeit-Mess-Tore. Wir tragen unseren Chip mit einer Folie hinten auf die Startnummer geklebt. Die Tore wackeln und schwanken gewaltig. Irgendwie komme ich mir kurzzeitig wirklich vor wie unter Schafen.

Weihrauchduft bei km1. Ein wild einheizender Schlagzeuger im versteckten Baumhaus, als es bergauf geht. Und es geht bald und lange und oft bergauf, schon ab km2. Plötzlich taucht neben mir ein Läufer auf, grüßt mich und dankt nochmals für meine Zugläuferdienste vor 2 Jahren. Norbert war einer der „heimkehrenden Helden“ (www.teambittel.de/content/news_detail_sicht.asp?News_ID=111 ), eh, was für ein schönes Wiedersehen. Ja, das war ein „golden day“ damals. Ich weiß, dass heute wieder Taktik gefragt ist und bremse. Norbert vertraut mir und meiner Erfahrung und sagt dies noch ein paar Läufern um uns herum. Hey, macht mal langsam! Oben an der Altenburg machen wir uns eine kurze Stehpause und trinken. Bald darauf trennen wir uns, ich lasse es meinem Gefühl nach locker weiter laufen, er will etwas zulegen. Okay, muchacho, go!

Ich genieße den Blick nach links über Bamberg. Wow, Sonne und die alte Stadt und ihre Hügel von hier oben! Und schon geht es wieder runter. Und wieder steil. Meine Beine laufen in großen Schritten, nur laufen lassen, nicht Gas geben: vorbei an denen, die sich bergauf gerade noch an mir und Norbert vorbei geschunden haben.

Einige Male laufe ich Richard über den Weg, den ich immer mal wieder bei einer Laufveranstaltung treffe. Und noch ein paar Läufer grüße ich, grüßen mich. Schön, immer wieder bekannte Gesichter zu treffen. Vor lauter Plaudern und Grüßen komme ich noch gar nicht dazu das grandiose Publikum zu genießen, das ich erst jetzt richtig bemerke.

Zuschauer überall, in rauen Mengen. Der Veranstalter hat die Stadt wirklich mobilisiert! An jeder Ecke stehen Leute, klatschen, gehen mit, rufen zu, manche bieten Getränke und oft halten sie den sprühenden Gartenschlauch über uns Läufer. Ja, es ist warm.

Bambergs Central Park ist der Hain: wir laufen jetzt im Park. Endlich etwas kühler und schattig. Wir laufen am Wasser entlang, nur, irgendwie könnte jetzt mal wieder eine Wasser-Stelle zum Trinken kommen, denn auch ich, der ich gut mit Wasser haushalten kann, ein Kamel sozusagen, könnte was gegen meinen trockenen Mund brauchen. Km10, ein paar kleine Jungs zählen laut: 109, 110, 111. Sie haben eine Riesenspaß daran. Ich laufe neben einer flotten Frau, die knapp an ihrer Vorderfrau klebt. Ihren Ehrgeiz spüre ich förmlich. Auf mein „Hallo“ kommt eine kurze harsche Antwort. Im Hain geht es jetzt vorbei an bunten Blumenpflanzungen, grünen Wiesen. Zuerst ist er rechts die Regnitz, dann nach der Wende links.

Eine Gruppe Jugendlicher zählt: ich bin 68ter. Hui, so viele hab ich schon überholt? Jetzt geht es über die Brücke bei km15, Blick auf die Schleuse, und ab nach links auf diese laaange Gerade. Eigentlich fdade, aber ja, für mich läuft es sich gut heute. Ich merke aber, wie viele Läufer müde werden. Ich habe zwar keine Zeit am Arm, aber sicher werde ich jetzt nicht schneller. Dennoch überhole ich. „Subber, mech zu“, werde ich angefeuert - Oberfränkisch vom Feinsten. Mal ist 200m vor mir kaum jemand in Sicht, dann ziehe ich ruhig an einem ganzen 10er-Pulk vorbei. Nur einer, bemerke ich, zieht vor mir in gleichem festen Schritt dahin. Irgendwann laufe ich auf ihn auf, bei km18 und er sagt: „seit 15km hat mich niemand mehr überholt“. Ich lasse ihm gerne den Vortritt, doch er möchte nicht. Gut, so laufe ich weiter und stoße bei km19 auf Birgit Lennartz, „deutsche 100km-Rekordlerin“, die führende Frau. Ich hatte von Sprechern schon unterwegs gehört, dass sie nicht weit vor mir läuft.

Ich sage Euch, es ist ein geniales Gefühl knapp hinter der Führenden zu traben, im Jubel des tosenden Bamberger Publikums. Km20. Bergab lasse ich es laufen, immer kurz hinter Birgit. Jetzt dazu die Samba Band im vollen Trommeln. Wow, am Alten Rathaus ist wirklich was los. Das Toben Der Leute wird immer lauter, von Meter zu Meter. Der letzte (kleine) Anstieg. Birgit dreht sich mehrmals um. Wir haben uns zar schon ein paar Mal irgendwo am Rande eines Laufes unterhalten, doch sie erkennt mich nicht. Um sie nicht zu stören auf dem Weg zum Sieg gehe ich fairerweise vorbei.

Fast 1km ist der Zielkanal lang, die Leute jubeln, applaudieren, wie bei einem ganz großen Marathon. Das tut gut und ich lasse mich ins Ziel treiben. Auf den letzte Metern will mein Verfolger, der von vorhin noch ein Rennen? Na so was. Also gut, sprinte ich eben ein wenig, ihm davon. „Das hätte ich wissen müssen bei so einem alten Hasen“, sagt er schnaufend im Ziel, „und schön, dass es endlich vorbei ist“.

Ich trinke und trinke, einen Wasserbecher um den anderen, zwar langsam, aber bis nichts mehr in den Bauch geht. Norbert bedankt sich für das Bremsen am Anfang, ist 2 min. vor mir angekommen und es geht im prima. Ich lasse mich von einem Helfer mit dem Feuerwehrschlauch abduschen. Es ist Sommer. Bananen, gute Bananen, ich nehme mir mal ein paar. Das knallorange Iso-Getränk lasse ich stehen, Bier ist auch nicht mein Fall. Aber dort stehen die meisten an.

Nach dem Ausschnaufen und einigen Schulterklopfen, Ausplaudern und Meinungen zum Lauf austauschen beginne ich mit dem Dehnen. Ah, das tut so gut, denn des Pflaster, die Gefälle und der heiße Asphalt haben den Sehnen schon sehr zu schaffen gemacht. Dann bin ich fast wieder trocken und gehe zu km20, Altes Rathaus, um die anderen anzufeuern. „Was, Sie sind mitgelaufen, und noch so fit“ sagt eine ältere Anwohnerin, die neben mir klatscht. Ja, manche Gesichter sehen schon sehr leidend aus. Ich spreche viele direkt an, muntere sie auf, ist ja nur noch ein Kilometer. Manche lachen plötzlich wieder, wachen auf. Dann kommt Rafael, Lauffreund aus Deutschlandstaffel-Tagen, ich bin überrascht und freue mich. Ich beschließe spontan ihn ins Ziel zu begleiten. Er sieht noch recht gut aus, aber auch er kämpft ein wenig mit sich selbst. Natürlich laufe ich mit meinem Chip nicht noch einmal durchs Ziel, drehe wieder um und laufe im mittlerweile recht leeren Zielkanal gegen den Strom, was das Publikum sichtlich aufweckt und zu allerlei Kommentaren anregt. Fast hätte ich Gundula nicht gesehen, die mir entgegen kommt, prima und locker durchgekommen in für sie prima Zeit: „hey, wie hast Du vorher gewusst, was ich heute laufen werde?“

Geschafft! Sie ist glücklich, schwitzt und schnauft wie jeder im Ziel, sucht noch ein paar Weggefährten, grüßt, plaudert und verabschiedet sich von ihnen. Ich trinke noch mal mit ihr, und nach einer Weile dehnen wir uns. Es sind jetzt über 3 Stunden vergangen seit dem Start, immer noch traben Läufer ein, aber langsam werden die Absperrungen abgebaut, das Publikum verliert sich. Es war ein gutes Publikum.

Aus meiner Hosentasche ziehe und entfalte ich den Kloß mit Soß-Gutschein. Ich glaube ich könnte jetzt was Herzhaftes essen. Ja so was, die Soß ist im Kloß drin. Bamberger Erfindung? – Wer weiß...

Ein wirklich gelungener Veranstaltungstag, dieser Lauf gehört zu den schönsten HM, die ich kenne. Und Bamberg? Na Bamberg ist jetzt durch den Lauf noch mehr meine Stadt: ich wurde hier vor einigen Jahren mal geboren. Und ich komme in 2 Jahren wieder...

Euer Erwin
Vom „Team Bittel“


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