Team Bittel
 

08.05.2005 – Der 15. Regensburg Marathon  

Autor:  ErwinBittel   E-Mail: erwin@teambittel.de
Letzte Änderung: 09.05.2005 23:35:46

Zwei Läufer berichten - Erwin vom Marathon, Thomas vom Halbmarathon. Unterwegs treffen wir uns kurz.
Hallo Läufer, Regensburg Fans und Mitteilnehmer,


Nie war es so kühl hier. Perfektes Laufwetter, prima Stimmung und richtig gute Organisation

Ich reise heuer schon am Vortag an und darf Manfred Hübner und Helmut Würzer zur Pressekonferenz begleiten. Deutsche Meisterschaft und die Spitzenläufer stellen sich der Presse. Wow, nie war ich so nah an den großen Läufern dran. Ist schon wirklich faszinierend. Eine der Hauptfragen: wie wird das Wetter? Im Festzelt läuft bereits die Ehrung und Verlosung des Minimarathons, der ich zusehe während ich mit Hidajet, einem der Favoriten eine Weile plaudere. Die Stars werden den Kleinen nahegebracht. Danach hole ich meine Startunterlagen, sehr familiär geht es da zu, locker und freudig die Helfer. Alle lachen irgendwie. Meine Startnummer ist per Zufall für eine Umfrage zur Verbesserung der Organisation ausgewählt worden. Ich gebe meine Tipps gerne weiter. Später schlendere ich noch etwas durch die Zelte der Marathon Messe. Ich finde den Slogan der Großveranstaltung „Von Läufern für Läufer“ ganz treffend. Ich laufe hier gerne (Bericht 2004: www.teambittel.de/content/news_detail_sicht.asp?News_ID=290).

Abends lese ich die Marathonzeitung: 21 Musikgruppen, 2.000 Marathonis, 5.000 Halbmarathonis, dazu Kinder, 350 Walker und 600 Skater. Und 1.400 Helfer. Auch mich beschäftigt: was ziehe ich morgen an? Der Wetterbericht sagt max. Temperaturen von 11 Grad voraus. Mir reicht das zum „kurz“ laufen, aber viele werden sich sicherlich warm einpacken. Wer isst eigentlich die 2 Tonnen Nudeln?

Start ist um 08.30 h. Eine halbe Stunde davor treffe ich mich mit Thomas und Petra am Siemens-Zelt, Team-Bittel-Treffpunkt. Andreas sehe ich nicht, dafür aber Ursi, die heute das Publikum verstärkt. Während ich mich einlaufen gehe legt sich Thomas wohl noch mal ins Bett, denn erstartet zum HM erst um 10.30 h. Ich entfliehe der Morgenkälte, 6 Grad, ins Zelt, wo ich bis ganz kurz vor dem Start meine Gymnastik mache. Sozusagen fliegender Start. Ich sehe niemanden, den ich kenne um mich stehen, lasse mich mal mit dem Sprecher treiben.

Aus der zweiten Reihe, Ende Startblock A, laufe ich los. Ich denke an 3 1/2 Stunden, will es ruhig angehen. Bald ist mir nicht mehr kühl und ich beginne um mich zu sehen. Der 3.30 h-Zugläufer müsste direkt vor mir sein, sagt mir meine Uhr. Er zieht aber schon in die Ferne. Ich laufe plötzlich mit den Leute des 3.45 h-Läufers, der doch hinter mir sein müsste. Mehrmals fragt man mich, ob die nicht zu schnell los sind. Ja, sind sie. Wie halt so oft. Es ist auch nicht leicht von einer Meute verfolgt ruhig im geplanten Tempo loszulaufen. „Das Schicksal eines Zugläufers ist alleine ins Ziel zu kommen“, sage ich. Ab km1 begleitet mich Matthias, der „siehste da oben steht mein Laufband“ hier wohnt. So erfahre ich im Laufe der Kilometer auch wo die Zuckerfabrik ist und noch mehr über die Stadt.

Andreas klopft mir auf die Schulter „bist Du Erwin?“. Er erkannte mich an meinem Team-Bittel-Shirt. Gestern haben wir uns unbekannterweise noch gemailt - er hat mein Buch bestellt – und heute erhält er live Gratis-Tipps zum Laufen in der Sahara von mir. Bald zieht er weiter. Ja, wen man so alles kennen lernt.

Das Stadttor ist vorbei, es geht mit leichtem Rückenwind auf die 5km lange Gerade zur Wende. Bei Km10 sagt mir meine Uhr, wir liegen gut, 2 min. hinter der „3:30“, die wir mal ins Auge fassen. An der Wende rockt eine Band heiß aus dem Waggon. Letztes Jahr waren hier noch Lautsprecher gestanden mit Technoklängen. Und viel weniger Publikum. Matthias, noch ein paar um uns herum und ich kommen derart ins Plaudern, dass wir erst bei Km14 bemerken: es ist das erste Drittel verflogen.


Da wir zwischen km5 und km15 auf einer Begegnungsstrecke sind, sehen wir uns die Gesichter der anderen Läufer an, die die schneller laufen, die die langsamer laufen. Sehr interessant, wie verbraucht manche schon nach 12km drein blicken, die meisten aber sehen fit und fröhlich aus, wie der „Ich laufe für Mutti“-Läufer. Na ja, heute ist Muttertag. Und darauf
trinken wir mal wieder einen Schluck.

Nach der Verpflegungsstelle laufen wieder durch das graue aufgeblasene Runners Point Tor. Die Band am Osttor spielt passend Tom Petty: „I Ain’t Got Wings“ und wir treten fortan wieder auf fußermüdendes Kopfsteinpflaster. Aber fetzige Musik swingt aus vielen offenen Fenstern über uns in den engen Gassen der Altstadt. Schon eine schöne und marathonbegeisterte City.

Nun über die Donaubrücke, leichte Steigung, Blick auf den ruhigen Strom. Meine Gedanken folgen ihm eine Weile bis ins Schwarze Meer. An der Insel Krim drehen sie um, denn mittlerweile wanken wir über die wirklich unberechenbar mitschwingende Fußgängerbrücke. Sehr wackelige Angelegenheit, aber auch irgendwie witzig. Und es lenkt ab.

Auf der alten Steinernen Brücke ist es besonders uneben für die Füße. Wir bleiben dennoch auf dem Kopfsteinpflaster, genießen die frei Mitte und laufen in den Hexenkessel und Lärm der Altstadt. Ein Prickeln im Bauch und Gänsehaut den Rücken runter, ehrlich, ich sage Euch!

Wir passieren km21, weiter mit 2 min „Verspätung“ und beschließen jetzt den Trritt minimal zu erhöhen. Aber wirklich nur 3 sec pro km. Als wir auf die zweite Runde starten tauchen neben uns die ersten Halbmarathonis auf, soeben gestartet. Wirklich heuer sehr gut hält man sie durch ein Band von uns langsameren Marathonläufern getrennt, damit sie uns nicht aus dem mittlerweile gefestigten Rhythmus bringen. Erst nach weiteren 2km verschwindet das Trennband. Dennoch ist es jetzt schwer, den Schritt zu bewahren, denn wir werden ständig überholt. Ich bremse Matthias immer wieder etwas - wir entziehen uns dem Schieben der 21km-Läufer. Nicht so einfach. Es beginnt leicht zu nieseln, die Hände werden etwas nass aber nicht wirklich kalt. Wir laufen locker.

Als wir wieder auf die lange Gerade kommen, km25, hinaus zur Wende, da hört der Nieselregen auf. Und mit dem leichten Rückenwind ist es angenehm zu laufen. Immer noch reden wir. Wieder Blicke zu den Entgegenkommenden, viele erleiden dort bereits den „Heldentod“. Ich will ja keine Namen nennen, denn die die es trifft leiden jetzt wirklich schon genug und sicher noch wochenlang danach. Es ist nicht schön, wenn man zu schnell los gegangen ist. Ich bin es anders herum angegangen. Und Matthias und die beiden hinter uns freuen sich daran.

Die Rockgruppe bei km30 spielt Police “Every Breath You Take” – Ich atme tief durch. Ja! Die Wende, Klatschendes Publikum und sofort wieder Gegenwind, jetzt schon deutlich anstrengender als in der ersten Runde: Weiter und weiter überholen wir. Ein bisschen so als würden wir außer Konkurrenz laufen. Plötzlich begegnet mir Thomas, hey, ein Foto im Vorbeilaufen, ha, da ist er ja schon. Km35, selbst die Halbmarathonis kämpfen jetzt, 7km vor dem Ziel am Berg des „Favoritensterbens“. Na ja, kein Berg, aber jeder spürt die Steigung. Und der Wind bläst.

Wieder Trinken, wieder in die Altstadt, wieder Musik von oben. Die Füße werden müde. Vorbei am Dom freut sich mein Fremdenführer: „Wir sind schon am Haidplatz“. Die Kapelle hier bläst eifrig in die Backen, das Publikum ist laut und spitze, wird nur noch 1km später übertroffen vom Hexenkessel der Steinernen Brücke. Nein, diese Bomben-Stimmung, die beschreibe ich jetzt nicht. Da müsst Ihr schon selbst mal mitlaufen, das ist nicht in Worte zufassen.

Wir können unseren Schritt bis ins Ziel behalten, den Zielspurt schenken wir uns, wir haben sowieso seit 25km nur überholt. Grandios der Zieleinlauf, „Let Me Entertain You“ dringt durch alle Sinne, lässt uns begeistert einschweben und die Zieluhr zeigt - oh la la - 3:28 h.
Was für ein Lauf!

Ein kleines Mädchen hängt mir fast so erfreut wie ich die Medaille um, Matthias und ich klatschen uns die Hände, umarmen uns und atmen durch: Und ab geht’s gegen die Wand: die gelbe Wand. 11.500 Bananen türmen sich neben uns, ich greife zu. Jetzt scheint sogar noch die Sonne dazu. Trinken, Gymnastik, Trinken, dann was Warmes überziehen und wieder Trinken. Als ich erholt bin gehe ich noch einmal in den Zieleinlauf, sammle Stimmen, wie war’s? Super, super, super. Tolles Laufwetter, Riesenstimmung im Zieleinlauf. Zwei Walker fanden das matschige Waldstück nicht so toll, aber auch sie strahlen.

Ich mache mich auf zu den Massagebänken, die zu meiner Überraschung Bierbänke sind und zum größten Teil leider im kühlen und windigen Freien stehen. Etwas hart liegt es sich, es gibt keine Decken und besonders Kopfkissen wären jetzt gut. Doch das Engagement der beiden Massageschulen ist groß und die Läufer genießen die Massagen (soweit sie eben können). Zum Teil massiert man sogar zu zweit einen Läufer.

Viele kennen den Marathon nach dem Marathon, den Weg zu Duschen, Auto oder Bus. Und Treppen steigen ist wie Hindernislauf. Aber das Regensburger Westbad ist gleich nebenan, warm und sehr entspannend. Dank dem Wettermann, ein Lob den Regensburgern und der Organisation.

Es grüßt Euch

Erwin vom Team Bittel.
 
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