Team Bittel
 

03.07.2005 Quelle Challenge Roth – Erlebnisse einer begeisterten Staffel  

Autor:  ErwinBittel   E-Mail: erwin@teambittel.de
Letzte Änderung: 09.07.2005 14:41:00

Triathlon ist anders. Die internationale Stimmung ist großartig, alles ein wenig anders als „nur“ Laufen. Norbert schwimmt, Roland am Bike, Erwin the Runner.

Logbuch 2005, Sternenzeit 3.Juli, morgens...

Wie Teamchef Norbert um 08.25 h ins Wasser springt, das hätte ich gerne gesehen. Doch ich drehe mich im Bett gerne noch einmal um. Nicht viel nach diesem erhebenden Gefühl folgt Norberts begeisterter Weck-Anruf: er ist schon wieder trocken und hat eine prima Zeit vorgelegt. Gut, ich sehe: okay ich muss aufstehen. Langsam mache ich mich auf in den warmen Tag. Nicht viel später erreicht mich der zweite Anruf des Teamchefs vom Straßenrand der Radstrecke: Roland ist viel schneller unterwegs als geplant. Da ist er der Team-Druck... Ich werde umgehend nach Roth beordert. So ziehe ich meine luftigsten Laufsachen an, um ihn in Kürze in Roth an der Wechselzone Rad/Laufen zu treffen. Es sind mittags bereits 29 Grad und kaum Wolken am Himmel. Ich steige in mein Raumschiff, düse los, lege guten Sound ein, cool down. Ui, das wird ein heißer Lauf!

Ich finde mit viel Glück einen Parkplatz ganz nahe am Ziel. Ich schwitze schon. Per Handyanweisung finde ich zum Treffpunkt: 1km weiter. Norbert und Maeve (unser Fanclub!) erwarten mich, geben mir meine Startnummer und das Einlassbändchen. Das ist am Handgelenk zu tragen, sonst komme ich nicht in die Wechselzone. Volle Sonne, ich schwitze. Wir plaudern eine Weile, sehen den ersten ankommenden Einzelstartern zu, wie sie wackelig auf die Laufstrecke gehen. Eine großartige Stimmung, tausend Zuschauer toben. Jetzt hat auch mich das Ironman-Fieber gepackt. Chef sagt, ich solle mich darauf einstellen, Bikeman Roland kann jeden Moment kommen. Und sicher ist sicher, ich solle schon rein gehen. Leider darf kein Fan oder Staffelteilnehmer mit rein. So gehe ich alleine ins Gehege, betrachte gerade mein grünes Einlassbändchen am Arm und werde gebeten meine Wade tätowieren zu lassen. Jetzt steht ein S drauf, für Staffel. Stirnrunzelnd über diese Markierung suche ich meinen Pavillon laut Instruktion Chef. Gefunden. 500 stehen dort in eifriger Erwartung, freudig aufgeregt. Ich esse erst mal was, gibt ja reichlich: knallrote Melone, leckere Nespli, Banane, Äpfel, Zitronenscheiben, Brote. Ich kaue Melone und sehe mich um. Ich höre Franzosen, Spanier, sehe Marokkaner. Und ein paar Lauffreunde: Michael, Sigi, Robert. „Wann kommt Dein Radfahrer???“, die große Frage, die immer lauter wird. Ich bin sehr rechtzeitig da, traue aber unserem Biker Roland alles zu. Uff, es ist heiß, auch im Schatten des Wartezeltes. Immer mehr Radler kommen rein, manche wanken bedenklich. Und immer das gleiche Bild: Hechtsprung auf die Bikerwade, diesen umstoßen und sein Chipband abreißen. Ein umwerfender Empfang für den erschöpften Radler. So liegt der eine und andere dann am Rasen während sein Teamkollege absprintet als müsste er heute nur 100m laufen. Ich reibe mir die Augen. Die spinnen. Bei dieser Hitze? Nein, diesen Eifer werde ich nicht an den Tag legen. Cool, man! Ich schwitze und meine Pulsuhr zeigt im Sitzen 130. Alle warten: wann kommt er? Jetzt müsste er wirklich langsam kommen, denke ich, und tatsächlich da kommt Roland, wirklich vor seiner Planzeit von 6 Stunden. Er sieht gar nicht so groggy aus wie die meisten. Wir umarmen uns, ich gratuliere ihm zu seinem 2Sieg“, sein erster Wettkampf überhaupt, und er klettet mir das Chipband um meine S-Wade. Ich trabe los. Nur nicht zu schnell los, mit dem Druck der beiden Vorstarter! Über 300m Wiese, die Messmatte piepst, Norbert und Maeve winken und feuern mich an.

Auf der Piste. Die Milchstrasse.

Leicht bergab geht es los. Ich finde schnell meinen Tritt, flott heute, und leicht kühlt mich der Fahrtwind. Anfangs im Wald ist Schatten. Schön. Schon nach 1km merke ich, heute gibt es nicht viel zu schauen. Die relative Langweiligkeit des Kanals werde ich kaum wahrnehmen. Wieso? Na weil ich als Staffelläufer zusehen muss wie ich durch die träge Menge der Einzelstarter meinen Weg bahne. Zu vergleichen wie mit dem Sportwagen auf der Autobahn, immer aufpassen zwischen den Brummis nicht anzuecken. Ein permanenter Slalom, sage ich Euch. Vor den begleitenden Radfahrern hat man mich gewarnt. Ist echt eng manchmal. Oft muss ich rufen. Also, was sieht ein S-Mann beim Laufen heute?

Wie gesagt nicht viel vom Kanal. Ich muss auf den manchmal unebenen Weg achten, sehe nur Waden die ganze Zeit. Waden, Waden mit unterschiedlichen Buchstaben drauf. A, B, C, D... für die Einzelstarter, und S für meinereins. Slalom. Was bleibt mir anderes als irgendwann mit dem Zählen der Waden zu beginnen, die ich ein- und überhole. Ich bleibe mal nur bei den S, sind schon genug (am Ende 140).

So laufe ich meinen Schritt, bis km5 verhalten, dann gleite ich in mein Tempo, Ziel max. 3:20 h. Meine Uhr kann ich mit Sonnenbrille nicht gut lesen, beobachte nur meinen Puls. Den Streckenverlauf der ersten 10km kenne ich bestens, sind wir doch erst vor 3 Tagen hier beim Fun Run gelaufen. Die Walderdbeeren lasse ich heute aber stehen, laufe lieber weiter. Verlockend sind die aber schon, zugegeben. Die Strecke vergeht wie im Flug, am anderen Ufer winkt mir rufend Anne zu, die parallel mitfährt. Schon bin ich auf der Schleuse Leerstetten, weg vom Schotterradweg, ab auf 3km Asphaltstrasse. Riesen Stimmung während wir kreuzweise durch den Ort Schwanstetten geführt werden. Immer trinke ich soviel eben geht. Und immer einen Becher Wasser über den Kopf, dann Cäppie wieder auf und weiter. Wieder auf die Schleuse. Ich bin gut und schnell unterwegs heute. Es läuft glatt, sagt mein Body. Plötzlich sehe ich meine Lauffreundin Anne. Zeit für eine freudige Umarmung ist immer! Schön. Km14 und weiter geht es, dieselbe Strecke wieder zurück. Kurzzeitig abgelenkt versinke ich wieder im Autobahn-Verkehr, setze mein Zählen fort, beobachte meinen Puls nurmehr selten.

Die Hälfte ist schon vorbei? Hey, das flutscht ja. Km21, 90min zeigt meine Uhr. Ich bin überrascht, doch so flott, obwohl ich die ersten km gemächlich angegangen bin. In der flimmernden Hitze gebe ich es allmählich auf die Zeit zu verfolgen, meine Uhr muss wohl auch einen Aussetzer haben. Ich laufe, laufe und laufe einfach. Hin und wieder grüßt mich ein Gegenläufer, ich grüße jemand oder Publikum ruft „Erwin super“. Mein Name steht ja auf der Startnummer. Von der Brücke unter der ich durchrolle tönt fetziger Sound „Mambo Nr. 5“. Meine Füße laufen im Takt. Hunderte Zuschauer applaudieren. Schön. Doch ich muss wieder auf die Lkws sehen... Weg vom Kanal, ein Stück Wald, dann 4km Asphalt-Schleife. Jetzt kann ich zum ersten Mal frei laufen, das Feld zieht sich auseinander. Aaah, schön! Ich lasse es rollen, mache mir keinen Stress, jeglicher Druck ist von mir abgefallen, ich fliege dahin. Egal die Zeit. Dann die Kehre, Chip piepst über der Zeitmessmatte und wieder zurück. Leicht bergauf, dann bergab, km30. Ich versinke in mir, genieße das vorbeiwehende Publikum wie in einem Stummfilm, meine Musik mache ich mir selbst dazu. Mambo Nr. 5 klingt noch nach.

Es geht heute, wirklich gut. Trotz Hitze. Ich habe die perfekte Taktik gewählt. Ab km 38 kalkuliere ich noch einmal, ob es für die 10 Stunden-Marke für mein Team reichen könnte. Nein. Aber egal. Ich laufe auf km41 zu, dem langen mörderischen Anstieg. Dort werden mich meine beiden Mitstarter erwarten, um mir das Shirt zu überreichen, mit dem wir gleichfarbig zu dritt einlaufen wollen. Ein letzter Blick auf die Uhr. Hey, was ist das??? Jetzt geht sie wieder. Und zeigt 2:55 h an. Das gibt’s doch nicht! Wow, bin ich geflogen. Uiuiui, jetzt aber Gas, damit es mit den 10 Stunden doch noch was wird. Volle Konzentration. Bergauf ist mir egal. Als wäre es eben. Da, Norbert und Roland. Schön, Jungs Euch zu sehen! Shirt über den Kopf. Mann ist das warm hier. Lasse Shirt erst mal nur um den Hals, dann krieche ich im Laufen hinein. Warm in dem teil, der Luftzug fehlt. Egal. Die Stimmung kocht in uns, wir rasen dem Ziel entgegen, rammen fast den einen oder anderen... Roland kommt kaum mit. Okay, etwas drosseln. Norbert neben mir, Roland knapp hinter mir. Vollkommen perfektes Laufen, speed up, auf dem Weg die Schallmauer zu durchbrechen. Ich bin voll konzentriert. Unmengen tosendes Publikum höre ich kaum, unser Sieg kommt, unser Sieg! Die kriegen wir, die 10 Stunden! Wir kriegen sie. Jepp! Der Zeit ein Schnippchen geschlagen, zweite Hälfte schneller als die erste. Wir laufen auf dem blauen Teppich der letzten 300m, das ist es. Yeah! Wir reichen uns die Hände, göttlich, wir strahlen wie eine Supernova, das Zieeeeeel...





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