Team Bittel
 

22.10.2005 - 15. Albmarathon  

Autor:  ErwinBittel   E-Mail: erwin@teambittel.de
Letzte Änderung: 26.10.2005 14:07:43

Der Klassiker - Wetter zum mit-den-Vögeln-fliegen, viel Sonne, angenehme Lauftemperaturen, bunter Herbstwald und viel Natur



Hallo Läufer und solche die es werden wollen!

Heute ist wieder so ein Tag an dem Läufer geboren werden, denke ich mir, als wir nach Schwäbisch Gmünd fahren. Der Albmarathon entwickelt sich zu einem richtigen Team-Bittel-Event, weil wir fünf dort weitere 6 von „uns“ treffen, und am Ende wieder ein paar neue Lauffreunde dazu gewonnen haben, die „unser“ Laufen schätzen gelernt haben. Laufen mit Freunden, plaudern und die Natur genießen. Na ja, besser gesagt: Laufen nebenbei. Nein wirklich, das geht!

Schon morgens haben wir 15 Grad. Und das Ende Oktober! Es wird ein warmes Laufen heute, nichts für Jacke. Kaum Wind ist gemeldet für heute und Regen höchstens minimal.

Wir treffen uns in der geräumigen Sport-Halle und melden uns an. Keine Schlangen. Dann pinnen wir die etwas große steife Startnummer mit integriertem Chip auf der Rückseite an unsere Shirts. In der Hall ist Platz genug, wir stehen im Kreis und dehnen uns nach „Rosa B“. Ich begrüße Jörg, der uns gemailt hat, wie so viele immer wieder, ob er mit uns laufen darf. Servus. Klar, mitmachen kann jeder. Wir freuen uns. Und auch heute werden wir am Ende des Feldes laufen. Die meisten wollen nur die Hälfte mit laufen, 25km. Und das ist schon weit und schwer, denn 2 Berge sind zu erklimmen. Dann Sachen in die Autos, und zum Start am Marktplatz laufen. Der ist etwa 10 Geh-Minuten entfernt.

Die Zeit rinnt

15 Minuten vor dem Start. Die anderen sind schon vor, wir 5 laufen gepäckbeladen mit unseren Taschen durch die leere Fußgängerzone zum Marktplatz. Wow, eine Riesenmenge! Da ist schon richtig Stimmung unter den 1.500 Läufern und 150 Walkern. Auf der großen Bühne spielt eine Band. Es gibt einen Gepäcktransport vom Start zum Ziel, doch wir organisieren das selbst.
5 Minuten vor dem Start. Wir gehen im Eilschritt zur doch weiter als gedacht entfernten Tiefgarage. Zudem gibt es mehrere, doch wir finden die richtige. Der in dessen Auto wir unsere Taschen bringen wollen (Name wird verschwiegen) findet sein Auto in der Tiefgarage nicht mehr (daher verschwiegen). Wir laufen alle Autos in der ersten Etage ab, wo es stehen soll.
Start plus 2 Minuten, wir stehen im Aufzug. Nun noch das letzte Deck absuchen. Das gibt’s doch nicht: wieder nichts! Ich schicke die beiden Mädels zum Start, nehme die Taschen, und wir 3 suchen weiter.
Start plus 8 Minuten, nichts! Das gibt’s doch nicht. Das Auto hat sich in Luft aufgelöst. Ich beschließe: Taschen abgeben in irgendeinem Geschäft des Einkaufszentrums (Danke an dieses übrigens!) und los zum Start. Wir werden 12 Minuten hinterher laufen. Jungs, aber dennoch keine Eile bitte. Ruhig aber zügig.

Der Marktplatz ist leer, Verkehr rollt mittlerweile wieder über ihn. Keine Anzeichen wohin die Menge lief. Ich erinnere mich an letztes Jahr: durch das Tor da geht’s. Wir haben einen wahrlich fliegenden Start. Ein Biker am Straßenrand bestätigt: unsere Richtung stimmt. Ich rate, zum Glück richtig, wir haben den Weg. Bald kommen wir in die Nähe des Ziel, und da ging 2004 unser Weg durch. Der Sprecher amüsiert sich und frozzelt, warum wir zu spät seien: „Wie heißt sie denn?“. Wir laufen in der ruhigen alten Allee, jetzt sind wir im Schritt. Jetzt sehen wir auch die Streckenmarkierung. Ich sage zu den beiden Jungs, dass ich vorlaufe, um die anderen einholen und um zuzusehen, dass wir zusammen finden.

Schon sehe ich die letzten der Walker. Auf geht’s, mitten durch, juhu! Es ist ein seltsam schönes Gefühl durch sie zu stöben. Km3, ich habe sie fast alle hinter mir, schnauf.
Km4, schnell treffe ich die ersten beiden unserer Gruppe, kurz danach die beiden Susannes. Die philosophieren gerade wie wohl der Titel Ihrer vorsichtigen Aufholjagd lauten könnte: „Der Raub de Susannerinnen“. Wie ein Hirtenhund treibe ich durch die Läufer. Ich grüße den urigen Bernd in seinen Sandalen, ein markanter Zeitgenosse. Und Uli, der ewig lächelnd heute seinen Bauch zum 250ten Mal („100 Marathon-Club-geschätzt“) über die Marathonstrecke trägt. Im Anstieg treffe ich den letzten der Jungs mit Manuela. So, und wie krieg ich die jetzt alle zusammen?

Leichter Regen nach wenigen Kilometern, viele klagen, ich freue mich, denn es kühlt die Luft, bevor es ein warmer Tag wird.

Wir gehen langsam am Berg, km10. Frank und Sandra sind auch auf dem Weg zu ihrem ersten Ultra, man kennt mich aus dem Internet. Klar dürft Ihr Euch uns anschließen. Wir plaudern und schon sind wir oben an der Verpflegungsstation vor Wäschenbeuren. Alle schwitzen bereits. Es geht leichter Wind. Viel trinken und langsam, etwas ausruhen und in den Windschatten stellen. Wir warten 3 Minuten auf die meisten der anderen unserer Truppe, die nach einander eintrudeln. So, jetzt sind wir fast vollzählig, zu neunt. Hilmar läuft schon einiges vor uns, Julia und Peter sowieso.

So, ab jetzt ist es ein angenehmes Miteinander, jeder lernt jeden langsam näher kennen, langsam entstehen kleine Freundschaften. Ja, so etwas gibt es öfters während des Laufens.

Nach einer Stunde treffen wir wieder Menschen. Applaus tut gut, Zurufe und Kinder am Gartenzaun. Doch bald sind wir wieder in der Landschaft. Und mit herrlichen Blicken in die Weite. Herbstlaufen kann so schön sein. Dann geht es weiter nach oben auf den Hohenstaufen (684m).

Immer wieder mal in den steilen Aufstiegen sich umzudrehen lohnt sich: schöne Blicke in die Ferne vor der Alb. Dieser Lauf entwickelt sich mehr und mehr zu einem meiner liebsten, vor allem die erste Hälfte.

Eine Windbrise kommt auf, es wird für einige Zeit etwas kühl für uns kurzärmelige Läufer.

Wir schnaufen ganz schön, nehmen den steilen Anstieg aber so gelassen wie es geht. Am Ende wird es wirklich sehr steil und die Läufer kommen uns für einige hundert Meter entgegen. Oben eine kleine Schleife und der erste Kontrollpunkt. Ein wundervoller Ausblick, wir bleiben für zwei Minuten stehen. Dann geht es steil wieder abwärts. Zum Teil ist das Laub rutschig, aber zum Glück trocken. Das Bremsen und Aufpassen, dass man nicht wegrutscht oder wegknickt strengt mehr an als das Raufgehen. Danach können wir wieder ein Stück gut laufen auf geteertem Redweg. Bei km21 finden wir auf einem Feld einen Werbe-Lkw „Sammelbus mit Sonderbonus“. Wir lachen, nein, einen Bus brauchen wir nicht.

Jetzt geht es über einen Kamm zum zweiten Gipfel, dem Hohenrechberg (700m). Ein paar Leute stehen neben ihren Autos und rufen uns zu. Prima Publikum. Ich finde erfreut noch eine einzige Birne am Baum, doch die ist mir zu sauer. Wir unterhalten uns in wechselnden Paaren, laufen zu dritt nebeneinander. Die Kilometer verfliegen, vorbei an Feldern, dann wieder Wald. Was schon km23? Jetzt beginnt der langen Anstieg durch den Ort Rechberg. Steffen ist super drauf und verabschiedet sich, will etwas Gas geben zum Ende. Endlich wieder ein paar Menschen an den Zäunen. Es ist Mittag. Die Walker-Strecke biegt ab. Dann geht es herzzerreißend lange bergauf. Immer entlang des Kreuzwegs, den ich Leidensweg nenne, weil viele an denen wir vorbei gehen so leidend drein gucken. Bei km 25 teilt sich das Läuferfeld ein weiteres Mal, die „Halben“ sind im Ziel, ganz oben auf dem luftigen Berg. Oben! Es ist schattig unter den Bäumen, ein leichter Wind weht noch. Verpflegung und erleichtertes Seufzen. Ich bleibe 3 Minuten bei den „Siegern“. Ich sehe so gerne strahlende glückliche Gesichter. Für die beiden Susannes, Martin, Steffen und Hilmar (wo ist der?) ist hier das Ziel. Wir singen Susanne 1 noch ein Geburtstagsständchen, leider ohne Bild, denn meine Kamera habe ich vor Aufregung im Parkhaus vergessen. Das wäre so ein glückliches Foto geworden!

Die „Halben“ werden von hier aus mit Bussen zurück gebracht.

Für uns restliche 5 geht es nun auf Waldlaub steil bergab. Einige Wanderer kommen uns grüßend entgegen. Es ist wirklich eng und gefährlich. Aber nur kurz. Ich hole Frank + Sandra und Jörg bald wieder ein. Wir können den ganzen Weg zum nächsten Gipfel einsehen. In Abständen laufen einzelne Läufer vor uns. Wie viele wir wohl überholen werden? Wir beginnen zu zählen. Aber vor lauter interessanten Gesprächen kommen wir immer wieder raus. Noch ein Birnbaum, aber auch diese Früchte sind sehr sauer. Gab heuer nicht viel Obst.
Wir erklimmen mühsam und über viele Wurzeln (uff!) bei km30 den höchsten Punkt des Tages (720m) und bekommen einen Kontrollstempel. Kurzer Blick ins Panorama, plaudernd weiter.

Auf dem 2km-langen und etwas langweiligem Stück Strasse bei km 32 begegnen uns die Läufer vor uns. Wir sehen in angestrengte Gesichter. Dann blicken wir auf einen der schönsten Stellen des Laufes. Die breiten Hänge und der Bergwinkel, ein Farbenspiel in herbstbunt: laubgelb, orangerot, rostbraun und nadelgrün. Ich vergesse alles für eine Weile und erwache erst wieder als wir steil auf engem Geröllweg hoch steigen. Der letzte Anstieg dieser Art (540m). In einer Schleife um den Berg kommen wir zur Verpflegungsstelle und ich probiere den „Hafertrank“, Tee mit Haferflocken. Schmeckt okay, tut gut. Bisher habe ich heute nur Bananen gekaut. Jetzt begegnen wir den vereinzelten Läufern 3km hinter uns, grüßen Bernd. Abzweigung und von nun an viel viel kühler schattiger Waldweg, immer bergab. Zeit für ein paar Witze über Hase und Bär, Biber und Papagei.

Ui, leckere Verpflegung in Willstetten (Apfelkuchen!) und ein paar Momenten Verweilen werden uns langsam die Beine schwer. Km 41, der letzte Anstieg. Ein Kilometer lang. Wir haben es uns gut eingeteilt und können zügig gehen. Geschafft! Ab jetzt nur noch bergab auf einem wunderbaren breiten Radweg. Frank und ich beschließen die anderen ziehen zu lassen, auch wenn diese anfangs nicht wollen. Zum Ende hin läuft jeder sein eigenes Tempo. Die 3 ziehen dahin, eine Läuferin schließt sich noch an. So rollen wir an für einen Marathonläufer ungewohnten Schildern vorbei: km45, km47. Es könnte jetzt langsam zuende sein, denkt Frank, doch seine Füße können noch weiter rollen. Wir überholen immer wieder. Den Zielsprecher und ab und zu Musik hören wir schon. Was werden wir machen wenn wir im Ziel sind? Ich freue mich auf eine Massage!

Dann laufen wir ruhig, glücklich und zufrieden durch die herbstliche Schwerzer-Allee. Laub unter den Füßen, das Ziel vor uns. Ein sehr schöner Zieleinlauf (leider ohne Musik), doch unsere Namen werden laut angesagt. Frank ist viel schneller als erwartet. Die anderen und unsere Halb-Distanzler erwarten uns freudig und wir feiern uns riesig.

Die ganze Veranstaltung ist perfekt organisiert, die Verpflegung immer ausreichend (auch für die Letzten), es gibt warmen Tee, Iso, Apfelschorle, Wasser, Bananenstücke, Hafertrank, Weißbrot und Nuss-Müsli-Riegel. Und auch das Danach ist zu loben: ausreichend und warme Duschen (außer für die letzten der Frauen), und die fleißigen 8 Masseurinnen der örtlichen Massageschule. Danke für den krönenden Abschluss!

Später gibt es dann die Siegesfeier des Europacup der Ultramarathone und viel geselliges Beisammensein in der kleinen Halle.

Es grüßt bunt-herbstlich

Erwin vom „Team Bittel“


Infos: www.albmarathon.de






 
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