Team Bittel
 

Die Herren Läufer – das schwache Geschlecht  

Autor:  JochenBrosig   E-Mail: Jochen.Brosig (at) yahoo.de
Letzte Änderung: 25.06.2011 13:46:55

Wenn man krank ist, fällt Laufen aus. Da hilft alles Jammern nichts.
Wochenende. Der Metropolmarathon in Fürth steht an. Tolle Stimmung und beste Organisation sind garantiert. Marathon in Fürth bedeutet Party pur – ein Läuferfest der ersten Güte. Doch mir geht es gar nicht gut. Der Querläufer schlurft mit Elendsmiene und im fleckigen Jogginganzug durch die Wohnung. Er fühlt sich zu schwach, um sich einen Tee zu kochen. Seine gebrauchten Taschentücher liegen wie bizarre Fabeltiere in der ganzen Wohnung herum. Die Läuferfrau ist sich sicher: „Kranke Männer können die Nerven ihrer Umgebung ganz schön strapazieren. Kranke Läufer sind wehleidig. Und Du bist ein Hypochonder!“

Stimmt nicht! Ich schnäuze in mein Taschentuch. Mir geht es richtig schlecht. Das habe ich in Google nachgeforscht. Leicht verstopfte Nase, sagt sie. Ich kann kaum atmen, erwidere ich. Meine Symptome wurden durch die Suchmaschine gejagt. Meine Schlussfolgerung: Es könnte sich um das gefährliche Denguefieber handeln oder um die Schweinegrippe. Krächzen, husten und röcheln. Das ist alles was ich kann. Sprechen ist fast unmöglich. Nur ein leichtes Flüstern kommt über meine Lippen. Doch sie ist unerbärmlich in ihrem Urteil: „Unser Wohnzimmer sieht aus wie eine Intensivstation.“ Ein Hauch von Mentholgeruch umgibt mich. Das Pastillen- und Medikamentenlager ist direkt auf dem Fernsehtisch aufgebaut. Mir ist kalt und warm zu gleich. Als Aufmunterung läuft das Video vom Berlin-Marathon 2008. Mit Hailes Fabelweltrekord. Gleichzeitig überlege ich, in welchem Kilometerschnitt ich in Fürth laufe.

Aber das einzige was bei mir läuft, ist die Nase. Das ist kein gewöhnlicher Schnupfen. Es fühlt sich eher an wie eine Jahrhundert-Grippe. Die Läuferfrau ist sich sicher: „Ach was, du übertreibst wieder. Magenschmerzen werden bei dir zum offenen Geschwür und ein Pigmentfleck am Hals zum gefährlichen Hautkrebs.“ Ich leide still. Den Fürth-Marathon werde ich sausen lassen. Das hat keinen Sinn. Ich brauche Ruhe und will mich einfach auskurieren. Hochsensibel, pflegeintensiv und sehr anfällig – Läufer leiden schlimm. Manche Viren scheinen bei der männlichen Spezies ganz besonders hart zuzuschlagen. Dabei ist es allgemein bekannt, dass Frauen Schmerzen länger ertragen können als Männer. Läufer möchten, dass ihr Schmerz vom Umfeld wahrgenommen wird. Fürsorge und Anteilnahme meiner Liebsten könnten den körperlichen Schmerz erheblich lindern. Doch auch der seelische Schmerz ist nicht zu verachten. Der Metropolmarathon fällt für den Querläufer dieses Jahr aus. Das steht eindeutig fest.

Jetzt fängt es auch noch am Hals zu jucken an. Die Läuferfrau grinst sich eins: „Mal zwickt s im Rücken, mal kratzt der Hals. Oder es plagt eine alte Sportverletzung. Läufer über 40 sind wehleidig - das ist sicher.“ Das Kratzen im Hals und der Juckreiz werden immer schlimmer. Ich schaue in den Spiegel und überlege kurz, ob der weiße Fleck auf meiner Haut nun einer schwerwiegenden Pigmentstörung zuzuschreiben ist und der Ausschlag auf meiner Zunge vielleicht doch etwas mit Lupus erythematodes zu tun hat. Also schonen und ab ins Bett!

Run happy and smile!
Euer Querläufer

Jochen
 
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