Team Bittel
 

13.05.2012 Mannheim-Marathon  

Autor:  KaiSchlachter   E-Mail: murphy§murphyslantech.de
Letzte Änderung: 28.05.2012 12:50:39

Alle Jahre wieder, mein Motto für den MLP-Marathon in Mannheim.

Immerhin war die Teilnahme in der Teamwertung der Anstoß für mich mit dem Laufsport zu beginnen. Das war 2007. Mittlerweile ist 2012 und die Teamwertung immer noch existent, aber für mich nicht mehr von Interesse. Auch wenn der Veranstalter den weniger ambitionierten Läufern jedes Jahr mehr entgegen kommt. Sei es mit einem Duo-Marathon der Teilung 10/32, die kam 2011 ins Angebot, oder in diesem Jahr mit dem Angebot anstelle eines 4er Teams auch mit einer 5er oder gar 6er Staffel zu starten. Wo bleibt denn da der Reiz wenn im Schnitt nur um die 7km bleiben? Für mich fängt ab dieser Distanz das Training erst an. Allerdings muss man sagen: Mit diesen Maßnahmen ist die Veranstaltung immer noch eine der am besten besuchten: Rund 11.000 Teilnehmer in diesem Jahr. Ebenfalls neu im Programm ist ein Halbmarathon, der in der Nachbarstadt Ludwigshafen startet. Damit will man dem oft beklagten Effekt entgegenwirken, dass der Streckenanteil in Ludwigshafen (20km) recht verlassen und einsam wirkt. Zudem haben sich die Veranstalter der Action-Points an der Strecke beklagt, dass die Mannheimer Vereine da bisher den Rahm abschöpfen konnten und in Ludwigshafen dann nur noch die richtig zähen Knochen durchkamen. Ob sich das bewährt bleibt abzuwarten – beurteilen kann ich es nicht, aber dazu später.

Wie der Name Dämmermarthon schon nahe legt, läuft man in die Dämmerung hinein – angesichts der teilweise heftigen Temperaturen eine vernünftige Entscheidung und ein besonderer Reiz. Die Temperaturen waren 2011 so heftig (30°C und schwül), dass ich aufgrund von gesundheitlichen Problemen und Fehlern in der Getränkeversorgung die Chance ergriffen habe beim Halbmarthon aufzuhören. Was nicht geht, sollte man lassen. Diesmal war es am Vorabend so richtig heiß, in Mannheim wurden 32°C gemessen. Das ließ für die persönliche Bestzeit nichts Gutes ahnen. Zudem hatte ich am Vorabend noch meine jährliche Atemschutzüberprüfung zu absolvieren – nicht unbedingt optimal, denn auch dort wird ganz ordentlich Leistung abgefordert (Leiternsteigen, Hammerziehen, Laufband und Streckendurchgang).

Sei es drum, angemeldet bin ich und dann nehme ich auch teil. Ein erster Ausfall vor dem Lauf trübt ein wenig die Stimmung: Nachdem vor einigen Wochen die Batterie meiner Pulsuhr schlapp gemacht hat (nach dem Marathon an der Weinstraße), ist nunmehr der Pulsgurt an der Reihe, leider noch kein Modell bei dem man den Batteriewechsel selbst durchführen kann. Also verzichte ich von Anfang an drauf, reines Laufen nach Gefühl und Uhr. Auch wenn das ungewohnt ist, es muss gehen.

So finde ich mich am Start ein, gegenüber 2011 sortiere ich mich weiter hinten in dem mir zugewiesenen Block ein. Ich will mich nicht wieder über Gebühr “reintreiben” lassen. Überholen macht Spaß – überholt werden weniger! Zudem ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste. Das Wetter hat über Nacht dankenswerter Weise abgekühlt (während ich durch die Atemschutzstrecke gerobbt bin, muss ein Sturzbach runter gekommen sein, zumindest die Straßen waren gut nass und überall stand das Wasser). Jetzt ist es fast schon unangehm kalt, v.a. wegen des unangenehmen Windes.

Mit einigen Minuten Verzögerung fällt der Startschuss. Diesmal gefällt mir die Musik besser als 2011: “Eye of the Tiger” ist doch richtig schön zum Start. Er erinnert mich an so vieles, aber jetzt heißt es mich auf die Strecke konzentrieren. Das Feld stockt etwas, aber nach der Startlinie wird es besser. Es geht die Augustanlage aus der Stadt heraus, ein breiter Boulevard und dennoch ist es eng. So richtig hat sich nicht jeder einsortiert was die Geschwindigkeit betrifft. Nach rund 1km macht sich bei mir ein unangenehmes menschliches Bedürfnis bemerkbar, das hemmt mich. Aber es ist kein Dixie-Häuschen in Sicht, also abwarten. Kurz hinter km2 hat sich meine Schwester mit der Kamera positioniert. Ich sehe sie und eine ihrer Freundinen kommt direkt hinter mir. Kurzer Abgleich: Sie läuft nur einen halben und ich bin ihr zu schnell. Kurz danach sehe ich Patricia aus meiner Laufgruppe. Auch sie macht langsamer und will mich nicht ausbremsen. Also gehts alleine weiter, immer auf der Suche nach einer Möglichkeit zum Pit-Stop.

Wir laufen durch den Stadtteil Neuostheim, auf dem Hinweg geht es die südliche Straße am Flughafen entlang, auf dem Rückweg ist die Streckenführung anders. Nach dem Flughafen geht s ins Industriegebiet. Dort stürmen viele die Rabatten, auch ich suche mir ein passendes Gebüsch... und schon läuft es sich viel leichter. Nicht mehr all zu lange und schon taucht die 1. Versorgungstation bei km5 auf. Aus meinen Fehlern habe ich gelernt, diesmal wird von Anfang an zugegriffen! Ein Schluck Wasser und weiter geht s, immer die Uhr im Blick: Ich pendle zwischen 5:25 und 5:00 min/km, eigentlich flotter als ich mir vorgenommen habe. Ich mahne mich, nicht noch schneller zu werden. Ich weiß ja, dass auf der Strecke die heftigen Anteile noch vor mir liegen. Im langen Bogen geht es auf die Ortsumgehung Seckenheim. Früher war das meine häufig besuchte Trainingsstrecke. Seit ich nicht mehr in der City wohne komme ich nicht mehr so häufig vorbei. Aber verändert hat sich nicht viel. Kurz nach km7 treffe ich auf Holger und Rolf aus meiner Laufgruppe. Sie wollen sich erholen nach diversen Veranstaltungen und laufen um die 5:25. Ich versuche mich einzubremsen, aber wie so oft im Training, es gibt Geschwindigkeiten die harmonieren nicht mit meinem Köper. Also verabschiede ich mich und lasse mich mit der Läuferschar mittreiben. Irgendwo habe ich das Pacemaker-Team für 4h hinter mir gelassen, immer noch am Grübeln, ob das wirklich gut ausgehen kann?

Am Ende der Umgehung ist seit 2009 eine Extra-Schleife angeflanscht, die es erlaubt am Ende auf die Extra-Runde durch die Augusta-Anlage in Mannheim zu verzichten. Das ist auch gut so. An dieser Schleife steht das Siedlerheim, der erste größere Action-Point, mit einer Versorgungstation. Eigentlich sollte die später liegen, aber der enge Feldweg erlaubt kein Aufstellen von Tischen oder gar einer “Langsam-Läufer-Spur” zum Tanken. Daher früher als gedacht. Dankbar nehme ich einen Becher Elektrolyt-Getränk um den Riegel herunterzuspülen. Dass es Bananen gibt sehe ich zu spät. Für die nächsten Stationen weiß ich das dann ja… Auf dem engen Feldweg geht es über die erste Steigung auf der Strecke, eine kleine Brücke und den Friedhofshügel von Seckenheim hoch. Ich nehme diese Steigung fast nicht wahr. Viel eher interessiert mich das Erreichen der ersten Zwischenzeit bei km10: Fast ein Viertel liegt hinter mir und noch fühle ich mich ausgezeichnet! Gefühlt könnte ich stundenlang so weiter laufen.

Nun geht es sanft bergab in den Ortskern von Seckenheim, um einige Ecken durch die engen Gassen des Dorfes. Am Wasserturm ist richtig Stimmung. Auch eine der Hauptdurchfahrtstraßen (Badener Straße) ist von vielen Schaulustigen gesäumt, die Stimmung ist ausgelassen. Am Ende der Straße die nächste Getränke-Stelle: Wieder greife ich zu, diesmal nur Wasser. Rum um die Kurve und als Langstreckenläufer ganz links halten, auf der rechten Seite ist die 1. Wechselstation der Team-Läufer, reichlich voll. Ab jetzt heißt es aufpassen, wer mich überholt. Die Staffelläufer sind noch frisch und spritzig und ziehen natürlich anders an, als wenn einem schon 12km in den Beinen stecken.

Ich lasse Seckenheim hinter mir. In der Einmündung auf die Pendelstrecke kommen mir bereits die Besenwagen entgegen und räumen die Hinterlassenschaften der Läufer weg. Die Pendelstrecke zieht sich, aber ich bin gut gelaunt und lasse auch den Pacemaker mit den für mich magischen 3:45h hinter mir. Kurz zögere ich noch, ob dieser Schritt klug ist, aber egal – er liegt beim Ende des Gedankens schon hinter mir. Kurz vor Neuostheim, diesmal auf der Nordseite vorbei, passieren wir den km15. Der Ortsdurchgang ist von vielen Menschen gesäumt und am Ende lauert ein sanfter, langezogener Anstieg.

Ich laufe entlang des Luisenparks, immer noch parallel der OEG-Straßenbahntrasse die uns seit Seckenheim begleitet. Meine Trainingsstrecke liegt auf der anderen Seite der Gleise, der Neckardamm-Weg. Der hat den Vorteil auch im Winter voll laufbar zu sein, die Straßenbeleuchtung brennt dort die ganze Nacht. Und zu fast jeder Tages- und Nachtzeit findet man jemanden der sein Lauftraining absolviert. Am Ende des Luisenparks, unterhalb des Fernmeldeturms wartet ein besonderes Highlight: Mein Sportverein, genauer gesagt die Triathlonabteilung samt tatkräftiger Unterstützung betreut den Getränkestand. Mein Laufkollege Gunther Mair steht ganz vorne, begrüßt mich und reicht mir einen Becher Wasser, viel Zeit habe ich nicht und schon liegt der Versorgungspunkt hinter mir.

Kurzer Check – im Vergleich zum 2011 fühlt sich alles wunderbar an. Keine Anzeichen von Übelkeit oder ähnlichem. Irgendwo bei km19 habe 2011 die Entscheidung fällen müssen, doch nur einen Halbmarathon zu laufen. Diesmal ist die Entscheidung ein klares “go ahead” (mach weiter). Kurze Zeit später kommt das Nationaltheater in Sichtweite. Wir sind wieder am Startpunkt. Kurz davor die Verpflegung, diesmal klappt es mit der Banane, auch wenn die eisgekühlt vom Kühllaster kommt und nicht optimal zur Verdauung ist. Die erste Durchquerung der City entlang der "Fressgasse" ( weil dort alle Imbiss-Möglichkeiten der Innenstadt sind), eine altbekannte Strecke für mich. Nach 500m zweigt die “Pussy-Lane” (wie ich spöttisch den Abzweig für die Halbmarathonis nenne) ab. Die Strecke wird leerer, klar, hier sind nur noch die Marathonis und die Team-Läufer unterwegs.

Das nächste Ziel ist nicht mehr weit: In direkter Nähe zu meiner elterlichen Wohnung hat sich meine Schwester mit meinen Eltern postiert. Wie abgemacht haben sie auch meine Windjacke mitgebracht, falls ich sie benötigen würde. Der Wind hat mir bis vor wenigen Kilometern wenig ausgemacht, allerdings in der engen Häuserzeile der Fressgasse hat es gut geblasen und mir wird ob der langsam untergehenden Sonne etwas kühl.

Jetzt steht einer der schönen Streckenabschnitte an. Leider ist der nicht gut besucht und kann ätzend werden: Es geht über die Brücke nach Ludwigshafen und ein Stück auf der Hochstraße oberhalb der Stadt entlang. Ich bin heilfroh über meine Jacke – mir wird nicht kalt und die eine oder andere Böe kann mir nichts anhaben. Am Fuß der Brücke habe ich ohne Mühen die Halbmarathonmarke überschritten: Bei km22 habe ich Gewissheit, dass der erste spürbare Anstieg hinter mir liegt. Der Ausblick über die Stadt mit dem Sonnenuntergang ist herrlich, wenn auch von Wolken getrübt.

Mit einer Spitzkehre geht es runter von der Hochstraße in die Innenstadt von Ludwigshafen. Auf dem Weg nach unten entlang des Zubringers bekomme ich einen ersten Vorgeschmack, was mich auf dem Rückweg erwartet: Starker Gegenwind. Durch die geschwungene Form der Hochstraße hatte ich den Wind von der Seite und teilweise im Rücken, da fällt es nicht so auf. Außer bei den Zeiten: Seit mehr als 10km pendle ich kontinuierlich um die 5min-Marke, häufig darunter. Aber noch läuft alles und so lasse ich es laufen, wenn ich mir auch das Überholen immer überlege. Bei km24 steht wieder eine Versorgungsstation – Banane und Elektrolyt auffüllen und weiter gehts.

Der Weg führt vorbei am Theater der Stadt Ludwigshafen (Pfalzbau) zum Berliner Platz, einer weiteren Team-Wechselstation. Gemäß der Schilder hat die Zuführung der Halbmarathon-Strecke ab Ludwigshafen stattgefunden. Noch merke ich davon wenig, es sind nicht mehr Läufer unterwegs. Allerdings ist es erst kurz nach deren Start als ich auf die Uhr schaue. Rund um den Berliner Platz ist gute Stimmung, viele Leute und persönliche Begrüßung der Läufer, sofern die Startnummer lesbar ist. Da ich die Jacke drüber gezogen habe bei mir nicht. Aber auf diesen Service kommt es mir nicht an.

Nun eine lange Gerade, die ich aus den letzten Jahren nicht in guter Erinnerung habe, einsam, wenige Läufer und das gerade dann, wenn ich üblicherweise im “Marathon-Loch” stecke. Diesmal ist mehr los, und Fußballinfos gibt es: Einer informiert alle über den aktuellen Spielstand: "Dortmund gegen Bayern 3:1". Ablenkung, während ich mich tapfer jeden Kilometer weiterkämpfe.

Weiter um die 5min-Marke herum, plane ich den weiteren Lauf – Kräfteeinteilung und Verpflegung. So fliegen die Kilometer vorbei. Ehe ich mich versehe bin ich am südlichsten Punkt der Strecke und laufe im Ortsteil Rheingönnheim ein, km29 am Ortseingang. Aus Erfahrung weiß ich, wenn die 30 hinter mir liegen, dann geht der Rest mit Traubenzucker und Gel. Eines will ich kurz vor dem letzten großen Anstieg vertilgen, das andere habe ich schon in Mannheim vor der Brücke reingedrückt (sonderlich schmeckt mir das Zeug nicht).

Um so erfreuter bin ich, als ich in Reingönnheim meine mitgeführte Getränkeflasche füllen kann und noch ein Gel in die Hand bekomme. Unverhofft kommt oft, noch dazu vom gleichen Hersteller wie ich es dabei habe. Ich weiß also: Das vertrage ich ohne Probleme.

Aus Rheingönnheim raus überquere ich eine wichtige Marke: 30km sind geschafft. Nur noch 12km – innerlich projiziere ich das auf meine Haus-Strecke am Neckardamm, die hat 10km und hat mich schon oft motiviert. Zudem befindet sich hinter Rheingönnheim noch ein kleinerer Anstieg – der vorletzte wie ich weiß. Jetzt liegt nur noch die Hochstraße als Hindernis vor mir.

Mit all diesen positiven Gedanken geht es durch die Gartenstadt von Ludwigshafen, auch hier ist viel los: Jede Menge Leute an der Strecke jubeln uns Läufern zu. Auch kommt die letzte Wechselstation in Sichtweite, noch 8km sind es, noch 2km bis zum nächsten Energieschub. An der Versorgung habe ich wieder Wasser abgegriffen, muss aber dennoch nachfüttern aus meiner eigenen Flasche. Die wird dadurch praktischerweise leichter. Nach einer kleinen Extra-Schleife geht es raus aus der Gartenstadt, das nächste Ziel ist der Anstieg an der Hochstraße.

Bis dahin sind es noch knapp 2km, die nutze ich mich seelisch und moralisch auf den Anstieg vorzubereiten. Bei km36 will ich das Gel aus dem Gürtel ziehen, in der Enge der Tasche erwische ich nur ein großes Stück Traubenzucker. Auch nicht schlecht und 500m vor dem Anstieg auf die Brücke nicht falsch, geht der doch schnell ins Blut und steht zur Verfügung.

Der Anstieg ist wie erwartet quälend, erst die Auffahrt hoch und dann eine kleine Senke bevor es richtig rauf auf die Hochstraße geht. Mit dem Auto nimmt man diese Steigung nicht wahr, als Läufer um so mehr. Immerhin steht auf halber Höhe ein Motivationsschild: 37km gelaufen, also noch 5 vor mir. Das ist wirklich keine Strecke mehr auf der ich ans Aufgeben denken will.

Es geht zwar weiter bergan, aber die Steigung lässt nach. Eine kleine Welle auf Höhe des Rathaus-Centers in Ludwigshafen kostet nochmal Kraft. In der Ferne sehe ich schon die Silhouette von Mannheim, vor mir die Rheinquerung mit der charakteristischen Pylon-Brücke. Nicht mal mehr 4km, auf dem Weg über die Brücke drücke ich mir mein letztes Gel und den verbliebenen Traubenzucker rein und spüle alles mit viel Wasser runter. Kurz vor km39 ein kurzer Anflug von Magenkrämpfen, aber die lassen dankenswerter Weise gleich wieder nach. Merke: nicht ganz so hastig essen sonst kommt sowas bei rum.

Ich quere den Mühlauhafen, langsam neigt sich die Brücke dem Ende. In einer langen S-Kurve geht es in die Mannheimer Innenstadt, entlang der "Kunststraße". Normalerweise nehme ich am Getränkestand noch ne Cola mit, aber irgendwie verpasse ich es und nehme nur Wasser, viel zu sehr bin ich auf das Schild am Ende der Tische fixiert: 40km sind erreicht! Noch 2 zu laufen. Langsam kommen Adrenalin und Endorphine durch. Um so mehr als an der nächsten Ecke meine Familie mit Schildern steht: “Niemmi weit!”, sehr zu meiner Freude und der anderer Läufer, die lächelnd und mit erhobenen Daumen daran vorbei laufen.

Noch ein kleiner Schwenk, um die Strecke ausreichend lang zu machen: Rechts um auf die Jesuitenkirche und den Audiamax zu, dort links bis ans Landgericht, auf der Magistralen vor dem Schloss nochmal links und am Paraplatz rechts auf die ursprüngliche Trasse. Die Kunststraße runter wird es zusehends belebt. Vor dem großen Sporthaus ist richtig was los, Disko und Musik, jede Menge Licht in Mitten der Dunkelheit. Und wenige Meter weiter nochmal ordentlich Musik. Irgendwie habe ich in dem ganzen Trubel das Schild für km41 verpasst. Aber egal, aus Erfahrung weiß ich: Jetzt können es keine 2km mehr sein, allenfalls noch 1,5km. Raus aus der Kunststraße auf die finale Runde um das Jugendstil-Ensemble des Mannheimer Wasserturms. Genau im Scheitel des umschließenden Straßen-U steht das Schild für 42km. Noch 200 Meter, ich gebe Gas. Aus der Entfernung kann ich schon den Bass hören, wieder “Eye of the Tiger” von Survivor. Der Beat motiviert mich alles zu geben. Mit viel Schwung gehe ich die letzten 150 Meter auf der Zielgeraden an. Die Uhr über dem Zieleinlauf sagt 3:41. Ich kann hoffen, dass es gereicht hat, meinen Streckenrekord in Mannheim erreicht zu haben. Oder habe ich ihn "netto" sogar unterboten? Kein Ahnung. Dafür bin ich jetzt zu fertig.

Medaille abholen und dann zum Futtern und abschließend zur Massage. Irgendwie habe ich dort zu sehr entspannt, jedenfalls geht es mir hinterher wie einige Stunden nach Ulm-100km: Völlig verausgabt! Einer meiner Laufkollegen sieht mich und organisiert ein Sani-Team. Da ich weiß was los ist, futtere ich mal hemmungslos Traubenzucker in mich rein, damit die Muskeln wieder Kraft bekommen und das Zittern der Muskeln wieder aufhört. Bis die Sanis eintreffen geht es mir wieder gut, dennoch ein kurzer Check im Mecial-Center, aber nichts Auffälliges festzustellen: Puls leicht erhöht und der Blutdruck noch etwas oben – aber was will man nach einem Marathon auch anderes erwarten. Nach 5 Minuten darf ich gehen. Noch etwas Futter für den Weg bis zu meinen Eltern, dann gehe ich los. Ich merke deutlich, dass ich mir mit den neuen Schuhen trotz einiger Trainingseinheiten Blasen gelaufen habe. Aber nichts Wildes. Mittlerweile ist kurz vor 23h, bei meinen Eltern schaufle ich die Reste vom Mittagessen rein (ich habe wieder ein deutliches Hungergefühl).

Insgesamt ein sehr schöner Lauf, direkt vor meiner Haustüre. Ich glaube sobald die Ausschreibung rauskommt habe ich ein festes Ziel fürs 2013. Vielleicht klappt es ja dann mit mehr Trainingsplan und einer noch besseren Zeit. Noch am Abend rufe ich die Ergebnisse ab (bevor der Server am nächsten Tag wegen Überschreitung des Limits nicht erreichbar ist): Insgesamt 224. in der Altersklasse Platz 37 mit einer Nettozeit von 3:38:32: Das ist 1:10min schneller als bei meiner letzten erfolgreichen Teilnahme. In der Gesamtwertung bin ich nach vorne gerutscht, in der Altersklasse hingegen nach hinten. Wie dem auch sei, 2013 wie gesagt wieder (auch wenn ich mich auf eine andere AK einlassen muss).

Kai
 
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