Team Bittel
 

19.02.2012 - Saisonauftakt in Groß-Gerau  

Autor:  KaiSchlachter   E-Mail: murphy§murphyslantech.de
Letzte Änderung: 12.06.2012 00:32:29

Fastnachtslauf - Und wie steht s mit meiner Fitness?

Miene Laufsaison läuft seit anderthalb Monaten, Zeit für einen kleinen Test wie es um meine Fitness steht - auch im Hinblick auf die Marathonvorbereitung.

So richtig bin ich nicht in die Pötte gekommen mit der Planung für einen Lauf.

Am Freitag hatte ich bei unserem Trainer im Verein angefragt, ob er mir einen Trainingsplan zusammenstellen kann. Dazu brauchte er eine Angabe über den letzten Wettkampf, vorzugsweise über 10km. Mein letzter Wettkampf war im November 2011, der LGA-Indoor-Marathon in Nürnberg. Die Zeit kann man aufgrund der Streckencharakteristik nicht vergleichen und als Grundlage heranziehen. Außerdem ist das ja einige Zeit her.

Ich wusste, dass es in Groß-Gerau (50km von Mannheim) einen Lauf immer am Fastnachts-Samstag gibt, an dem hatte ich 2008 schon einmal teilgenommen. Also nach dem Training nachgeschaut: Ja findet statt, Start um 15:00h und 7 EUR Nachmeldegebühr. Ein sehr humanes Angebot, aber es sind ja auch nur 10km.

15:00 Uhr, das lässt mir einige Stunden mehr Zeit zur Regeneration. Ich hatte schon befürchtet, dass der Lauf sehr früh um 9:00h startet, also 12h nach meiner letzten Trainingseinheit.

Samstag, das Wetter grau in grau, anfänglich sogar noch mit Nieselregen garniert. Absolut kein Laufwetter. Aber egal ich mache mich dennoch auf den Weg nach Groß Gerau. Das Wetter wird besser, allerdings auch windiger und somit etwas kühler: 6°C lese ich ab, als ich auf dem schon rappelvollen Parkplatz 45 Minuten vor dem Start eintreffe. Umziehen, Nachmeldebogen ausfüllen, Startnummer anheften und noch 15 Minuten aufwärmen. Etwas was ich bisher bei Wettkämpfen vernachlässigt habe - aber man ist ja lernfähig.

Angesichts des Windes laufe ich mit Jacke und Handschuhen - darunter lange Funktionskleidung. Das Starterfeld ist bunt gemischt - teilweise in kurzen Hosen (mir wird schon bei dem Gedanken kalt) aber auch passende Bekleidung für die 5. Jahreszeit ist vertreten. Gefühlt ordne ich mich recht weit vorne in ein. Ob es gut geht weiß ich nicht, aber heute bin gewillt das ausgegebene Ziel von 5 min/km oder weniger anzugehen. Im Training tue ich mir da immer schwer, da ich keine GPS-Uhr mit mir trage sondern nur einen Pulsmesser. Der macht dafür auch klaglos so Dinge wie in Ulm mit, ohne dass die Batterie aufgibt. Aber im Wettkampf stehen ja alle Kilometer angeschrieben.

Die Strecke bietet keinerlei Highlights, sie ist bis auf wenige Stellen topfeben, und geht in langen Geraden durch den Wald - fast wie ich es aus meinen Anfangszeiten in Nürnberg kenne. Pünkltich um 15:00h knallt der Startschuss und der Pulk setzt sich in Bewegung. Nach 10 Sekunden bin auch ich über die Startlinie.

Es beginnt das übliche Sortieren des Feldes auf den ersten Kilometern. Ich überhole jede Menge Läufer, mal links mal rechts, wo es der Weg eben hergibt. Die Strecke bis zum 1. Kilometer fühlt sich elend lang an, obwohl ich recht flott unterwegs bin: Die Stoppuhr zeigt 4:18. Aber ich merke es auch, so weiter wird wohl nicht drin sein, auch wenn ich mir das wünschen würde. Ich zwinge mich dazu mein ständiges Überholen zu reduzieren. Das Feld hat sich gelichtet aber es ist immer noch recht dicht. Es folgt die Abzweigung auf die Schleife, eine Gerade die sich 3 km wie mit dem Lineal gezogen durch den Wald zieht. Dabei zieht sich das Feld weiter auseinander. Ich versuche mich im Zaum zu halten und reihe mich hinter einem etwa gleich schnellen Läufer ein. 4:25, 4:27, 4:34 - ich werde langsamer, aber innerlich fühle ich mich besser. Es ist nicht mehr kühl um die Zehen und auch meine Handschuhe habe ich in der Jacke verpackt. Außerdem schon mal vorsorglich einen Schluck aus der Flasche genommen, auch wenn andere meinen 10km könne man ohne irgendwas machen. Wenn ich Durst habe laufe ich schlechter, also rein mit dem Apfelschorle, und wenn es nur ist um den Mund zu befeuchten.

Mit dem Passieren des 4km-Schilds kommt die nächste Kurve in Sicht. Fast die Hälfte habe ich geschafft, motiviere ich mich, während es durch die Lagerstätte der örtlichen Försterei geht. Dort liegt jede Menge Holz fein säuberlich aufgereiht auf den Wiesen rechts und links des Weges. Eine interessante Kulisse. Kurz danach geht s am 5km-Schild vorbei, wieder 4:34. Das scheint mein Los für diesen Lauf zu sein. Wenige Meter nach dem Schild geht es um die Kurve, man ist jetzt psychologisch auf "Heimweg" eingestellt.

Auf dem folgenden Streckenabschnitt gibt es einige leichte Kurven, damit ist die Strecke kurzweiliger und die Kilometer kommen mir kürzer vor. Zudem geht es ganz leicht bergan und ich merke einige Muskeln, die sich für das Training am Vorabend rächen. Aber die werden ingnoriert. Eine rechts-links Kombination folgt, und nach der ersten Kurve steht das 6km-Schild. Noch 4 Kilometer...

Ankommen ist auf alle Fälle drin, nur meine Zeit noch nicht sicher. Wahrscheinlich aufgrund der langezogenen Abwärtsphase des letzten Kilometers bin ich wieder schneller geworden 4:32 meldet die Uhr.

Ich motiviere mich weiter, mahne mich allerdings auch wieder zu mehr Disziplin: Jetzt nur nicht reintreiben lassen, sonst gibt es am Ende ein böses Erwachen. Mit einer Läuferin liefere ich mir fast den gesamten Kilometer ein zähes Ringen, wir bewegen uns scheinbar ewig auf gleicher Höhe, wann ich immer ich Gas gebe zieht sie auch an, ebenso natürlich umgekehrt. Dazu kommt ein ekelhafter Wind an den Lichtungen: Schräg von vorne. Da heißt es zusätzlich Kraft aufbringen. Dafür fliegt der Kilometer 7 an mir vorbei -
4:31 laut Uhr, also schneller geworden. Das Feld ist an meiner Stelle schon weit auseinander gezogen - ich habe gute 20 m bis zum Vordermann und hinter mir ist eine größere Lücke. Nach der nächsten Kurve taucht auch schon das 8km-Schild auf. Trotz allem Apell an die Vernunft, ich bin wieder schneller geworden, das muss der Stallgeruch des Ziels sein, der mich da antreibt: 4:28.

Noch 2 km, kurz nach dem Kilometerschild 8 verläuft die Strecke auf der gleichen Trasse wie zu Beginn, nur eben in die andere Richtung. Ich versuche die Geschwindigkeit konstant zu halten, um noch Luft zum Beschleunigen zu haben. Nochmal ein Zug aus der Getränkeflasche und dann kommt Kilometer 9 in Sicht - 4:30 also etwas langsamer geworden - heißt im Gegenzug: Für den letzten muss ich Gas geben. Leider fehlt es gerade an Läufern, an die man sich "heransaugen" könnte. Stück für Stück komme ich einigen näher, aber auf der Zielgeraden sind etliche Meter Abstand zur Läuferin vor mir. Noch dazu bremst sie im Zielkanal völlig abprupt ab, so dass ich fast mit vollem Schwung des Endspurts in sie reinrausche. Vor allem vergesse ich meine Stoppuhr zu betätigen! Es dürften um die 4:25 rum gewesen sein.

Am Ende sind es 44:58 die ich für die 10km benötigt habe, also deutlich unter der Vorgabe der 5 min/km. Von daher bin ich ganz zufrieden mit dem Lauf. Im Nachinein muss ich feststellen - gegenüber 2008 waren es nur knapp 38 Sekunden weniger. Aber immerhin schneller.

Nur bei der Platzierung bin ich diesmal schlechter - was wohl daran liegt, dass 2012 mehr Teilnehmer dabei sind - und deutlich mehr in meiner Altersklasse: Gesamtplatz 181 und in der Altersklasse im hinteren Drittel auf Platz 32 bei insgesamt 430 Teilnehmern (davon 39 in meiner AK).

Zum Vergleich 2008: Gesamtplatz 161, 14. in der AK, 386 Teilnehmer und 32 meiner Altersklasse.

Damit werde ich leben müssen - die Traumzeiten meiner Altersklasse werde ich nicht mehr erreichen: 32:15 dieses Jahr und damit auch der Gesamtsieger. Und das ist noch nicht mal Streckenrekord. Da müsste ich wohl meinen Trainingsplan gehörig umstellen und noch mehr Einheiten machen, um auf solche Zeiten zu kommen. Die Grenzen zwischen Freude am Sport und Quälerei sind ja fließend.

Die Siegerehrung findet in der Turnhalle in Groß-Gerau statt, das ist leider weit weg vom Start und Ziel, was sich in der Beteiligung dort und den Ehrungen bemerkbar macht. Es dauert lange bis es losgeht und auch die Startnummern-Tombola bringt mir diesmal nichts. Egal, das Kuchenbuffet sorgt für den zeitnahen Kalorien-Ausgleich. Auch hier merkt man wieder, dass die Veranstaltung ehrenamtlich organisiert wird. Die Preise sind im Rahmen: 1 EUR für ein Stück Kuchen, 50 Cent für eine Tasse Kaffee! Da kann man echt nicht meckern. Ich denke, ich nehme den Lauf in den Plan für 2013 auf, wieder als Test für die Fitness.

Mal sehen ob nicht doch ein paar Sekunden rauszuholen sind.

C.U. Kai
 
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